Gelungenes Facelift

Neuer Renault Captur im Test

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Franzosen haben ihren Bestseller optisch und technisch aufgefrischt.

Mit dem Captur hat Renault voll ins Schwarze getroffen. Der kompakte Crossover war 2016 nicht  nur das meistverkaufte Modell des B-SUV-Segments in Österreich, sondern auch in Europa. Während viele Konkurrenten den Trend verschlafen haben und erst jetzt (Opel Crossland X ) oder in den kommenden Monaten - VW T-Cross (Polo SUV), Seat Arona (Ibiza SUV) oder Citroen C3 Aircross – ähnlich gestrickte Modelle auf den Markt bringen, steht für den Captur bereits das erste Facelift an. Dieses wurde, wie berichtet, auf dem Genfer Autosalon vorgestellt und kommt Ende Juni in den heimischen Handel. Wir hatten bereits die Gelegenheit, den aufgefrischten Franzosen-Crossover zu fahren.

Neuer Renault Captur im Test
© Renault
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Design

Beim ersten Aufeinandertreffen zeigt sich, dass die Auffrischung unter dem Motto "never change a winning team" stand. Da sich der Captur bis zuletzt hervorragend verkaufte, fallen die Änderungen äußerst dezent aus. Die Front wurde dank neuen Scheinwerfern, die nun auch in Voll-LED-Technik zu haben sind, überarbeiteten Grill mit breiterer Chromespange, Schürze mit neugestalteten Luftöffnungen und neuem LED-Tagfahrlicht in markanter C-Form näher an die großen Brüder Koleos und Kadjar herangerückt. In der Seitenansicht und bei den Abmessungen (4,12 x 1,78 x 1,56 Meter) hat sich nichts geändert. Hier sticht nach wie vor die zweifarbige Lackierung ins Auge. Dem Trend zur immer stärkeren Individualisierung trägt Renault mit neuen Farbkombination Rechnung. Am Heck gibt es nun serienmäßig LED-Rückleuchten, die die C-Form des vorderen Tagfahrlichts aufnehmen. Am sympathischen Grundcharakter hat sich glücklicherweise nichts geändert. Dennoch blickt das neue Modelljahr nun wieder frischer in die Umwelt.

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Innenraum

Innen zeigt sich ein ähnliches Bild. Auch hier hat Renault nur an jenen Schrauben gedreht, an denen Nachholbedarf bestand. So wirken die verbauten Materialien nun deutlich hochwertiger. Wo beim "Vorgänger" teils billig wirkender Kunststoff zum Einsatz kommt, freuen sich die Finger nun über weiche, hinterschäumte Flächen. Der wertige Eindruck wird durch den vermehrten Einsatz von Zierelementen in Chromlook weiter untermauert. Die schwarze Klavierlackblende rund um den Touchscreen und um die Klimasteuerung sieht gut aus, ist aber leider etwas anfällig für Fingerabdrücke. Bauteile wie Lenkrad und Schalthebel, mit denen man ständig in Kontakt ist, fühlen sich ebenfalls gut an. Ein weiteres Lob gilt den neuen Vordersitzen, die nun nicht nur deutlich straffer und somit langstreckentauglich sind, sondern endlich auch ausreichend Seitenhalt bieten. Wenn vorne eine 1,85 Meter große Person Platz nimmt, findet dahinter ein gleich großer Passagier ausreichend Platz. Hierfür zeigen sich die gute Kopffreiheit und die verschiebbare Rückbank verantwortlich. Weiters positiv: Dank doppeltem Ladeboden bleibt der Kofferraum (377 bis 1.235 Liter) nach dem Umklappen der Rücksitzlehnen eben. An kleine Schrulligkeiten wie die versteckten Tempomattasten, die auf dem Mitteltunnel sitzen und von der (zu  hoch montierten) Armablage überdeckt werden, oder den uneinsehbaren Bedienungssatelliten für Radio und Freisprecheinrichtung hinter dem Lenkrad dürfte man sich im Alltag schnell gewöhnen. Viel wichtiger ist da schon, dass Renault beim Captur einige zentrale Steuerelemente wie jene für die Klimaanlage nicht in Untermenüs des Touchscreensystems versteckt hat, sondern ausgegliedert lässt.  Die Temperaturregelung über das griffige Steuerrad oder die Aktivierung der Umluft per separatem Knopf lenkt deutlich weniger vom Verkehrsgeschehen ab. So soll es sein. Unsere Testautos waren alle mit dem großen R-Link-System inklusive Navi mit Echtzeitdaten von TomTom ausgestattet. Dabei fiel auf, dass der Touchscreen auf Befehlseingaben nun deutlich schneller reagiert. Zudem ist das Menü in sechs zentrale Punkte gegliedert und am Display können auch zwei Funktionen (z. B. Navigationskarte und Radio) gleichzeitig dargestellt werden.

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Fahreindruck

Renault bietet den Captur mit zwei Diesel- und zwei Benzinmotoren an, die allesamt aufgeladen sind und ein Leistungsspektrum von 90 bis 118 PS abdecken. Den 90 PS Diesel und den 118 PS starken Benziner gibt es auf Wunsch auch mit einem 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (EDC). Wir konnten den Top-Benziner und den 110 PS starken Top-Diesel fahren, die beide über ein manuelles Sechsganggetriebe verfügten. Die Kraft wird bei allen Versionen an die Vorderräder übertragen. Allrad gibt es für den Captur nicht, würde in dem Auto aber auch keinen Sinn ergeben. Hier geht es eher um die coole SUV-Optik und die dank der erhöhten Sitzposition bessere Übersicht. Beim Fahrwerk bleiben sich die Franzosen zum Glück treu und setzen mehr auf Komfort als unangebrachte Sportlichkeit. Dennoch lässt sich der Captur auch mit flotterer Gangart bewegen. Das Wegfiltern von Bodenwellen und Schlaglöchern beherrscht der kleine Gallier überraschend gut. Die Lenkung spricht nur um die Mittellage etwas träge an, ansonsten ist sie aber sehr präzise. Auch die Druckpunkte von Kupplung und Bremse hat Renault gut hinbekommen. Beim etwas spritziger wirkenden Benziner (0 -100 in 9,9 Sek.; 182 km/h; 5,5l/100km) hat die manuelle Schaltung mit ihren kurzen, knackigen Wegen fast schon überrascht. Da macht das Schalten richtig Freude. Beim Diesel (0 -100 in 11,4 Sek.; 182 km/h; 3,7l/100km), der nicht ganz so energisch auf Gaspedalbefehle anspricht, fallen die Schaltwege etwas länger aus. Das fällt aber nur im direkten Vergleich auf. Im Innenraum war es jedenfalls in beiden Fahrzeugen äußerst leise. Selbst bei Autobahntempo sind Unterhaltungen möglich, ohne dabei lauter sprechen zu müssen. Da ist man aus der Kleinwagenklasse durchaus anderes gewöhnt. Komfortables Reisen können sie, die Franzosen.

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Ausstattung

Für den aktualisierten Captur stehen fünf Ausstattungen zur Wahl: Life, Zen, Intens, 4Austria und ganz neu: Initiale Paris. Im Basismodell sind das schlüssellose Startsystem Keycard, der Tempopilot mit Geschwin­digkeits­begrenzer, elektrische Fensterheber vorne und hinten, Klimaanlage sowie eine Berganfahrhilfe enthalten. Hinzu kommen LED-Tagfahrlichter, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, Bordcomputer sowie die 16 Zentimeter in Längsrichtung verschiebbare Rückbank. Ab Intens ist das integrierte Multimediasystem Media NavEvolution mit 7-Zoll (18-Zentimeter)-Touchscreen-Farbmonitor mit an Bord. Neben Audioanlage, Bluetooth-Freisprecheinrichtung, USB- und AUX-Anschluss umfasst das Gerät ein Navigationssystem. Die Smartphone-Integration ist nun auch über Android Auto möglich . Richtig luxuriös wird es dann beim neuen Top-Modell Initiale Paris, bei dem unter anderem edle Materialien wie Nappaleder für die Polsterung der Sitze und den Lenkradkranz, ein hervorragend klingendes BOSE Sound-System sowie ein automatischer Ein- und Ausparkassistent mit an Bord sind. Letzterer nutzt die gleichen Ultraschallsensoren wie der nun ebenfalls verfügbare Toter-Winkel-Warner. Äußere Kennzeichen des Initiale Paris sind unter anderem der Kühlergrill in Chrom und die dynamischen Blinker vorne sowie ein Chromeinsatz in der Heckschürze.  

Mehr Infos über die Modelle von Renault finden Sie in unserem Marken-Channel.

Fazit

Renault hat seinen kleinen Bestseller zwar nur behutsam aufgefrischt, dafür erfolgte die Überarbeitung aber genau an den richtigen Stellen. Einem weiteren Erfolgslauf steht also nichts mehr im Wege. Preislich macht sich der Erfolg bemerkbar. Denn als echtes Schnäppchen geht der Captur nicht durch. Das Basismodell startet ab 17.000 Euro und das Top-Modell schlägt mit mindestens 28.750 Euro zu Buche. Dafür bekommt man auch schon einen gut ausgestatteten Kadjar, der um über 30 cm länger ist. Da aber die wichtigsten Captur-Konkurrenten ähnlich viel kosten und die Ausstattung umfangreich ausfällt, kann sich das Preis-Leistungs-Verhältnis dennoch sehen lassen. Chapeau!

Alle Preise im Überblick

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