30 Automodelle betroffen

Abgas-Affäre weitet sich massiv aus

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Bei Überprüfung wurde auffällig hohe CO2-Emissionen festgestellt.

UPDATE (20. Mai; 13:10 Uhr):  Das deutsche Verkehrsministerium hat am Freitag nun doch noch offiziell bestätigt, dass bei Abgas-Tests im Zuge der Diesel-Affäre 30 von 53 untersuchten Autos zu viel CO2 ausgestoßen haben. Das Kraftfahrtbundesamt sei mit weiteren Prüfungen beauftragt, es werde einen umfassenden und transparenten Bericht geben, sagte eine Sprecherin am 20. Mai in Berlin.

Um welche Modelle es sich handelt und ob deutsche oder ausländische Autos betroffen sind, sagte sie nicht. Offen blieb auch, wann der Bericht veröffentlicht werden soll.

++++++++++++++++++++Story vor dem Update+++++++++++++++++++++

Die Abgas-Affäre in der Automobilindustrie weitet sich aus. Nachdem das deutsche Verkehrsministerium zuletzt bereits veranlasst hat, dass mehrere Marken über 630.000 Fahrzeuge zurückrufen müssen , wurden nun einem Medienbericht zufolge bei 30 weiteren Automodellen auffällig hohe Kohlendioxidemissionen und ein höherer Spritverbrauch als vom Hersteller angegeben festgestellt.

Nach dem Ergebnis der in der VW-Affäre eingerichteten Untersuchungskommission seien weitere Tests bei allen auffälligen Wagen mit Typengenehmigung in Deutschland geplant, berichtete das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" am Freitag vorab. Welche Modelle genau betroffen sind, sickerte vorab nicht durch. Die Zahlen wurden der Deutschen Presse-Agentur in Branchenkreisen bestätigt. Das Ministerium in Berlin war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen

Auch Opel in der Schusslinie
Anfang Mai hatte das Verkehrsministerium mitgeteilt, zur Klärung möglicher Überschreitungen von CO2-Werten bei Autos weitere Prüfungen anzustellen. Bei Nachmessungen auch bei anderen Herstellern infolge des VW-Abgasskandals hatten zunächst Werte des gesundheitsschädlichen Stickoxids im Fokus gestanden. Es gab aber auch Messungen zum Ausstoß des umweltschädlichen Kohlendioxids.

Unter den betroffenen Modellen soll sich  auch ein Opel-Zafira-Dieselmodell. Der "Spiegel" und das ARD-Magazin "Monitor" hatten in Zusammenarbeit mit der Deutschen Umwelthilfe bereits vor einer Woche Recherchen vorgelegt, die auf möglicherweise illegale Abschaltvorrichtungen bei der Abgasreinigung neuester Opel-Dieselmodelle hindeuten. Opel hatte die Vorwürfe zurückgewiesen, der Autobauer setze keine illegale Software ein. Zuletzt gab es Informationen, laut denen auch der Astra mit einer Manipulations-Software ausgestattet sein soll.

Der "Spiegel" berichtete zudem, bei weiteren Messungen auf dem Prüfstand des TÜV Nord in Essen habe ein solches Zafira-Modell statt der angegebenen 109 Gramm CO2 pro gefahrenem Kilometer 127 Gramm pro Kilometer ausgestoßen. Das entspreche auch beim Spritverbrauch einer Überschreitung von 16,5 Prozent. Gerichte hätten in vergleichbaren Fällen schon bei 10 Prozent höherem Verbrauch die Rücknahme von Fahrzeugen angeordnet. Laut früheren Angaben von Verkehrsminister Alexander Dobrindt hatte Opel eingeräumt, dass die Abgasreinigung beim Zafira unter bestimmten Bedingungen aus technischen Gründen und im rechtlichen Rahmen abgeschaltet werde.

In Japen mussten unlängst Suzuki und Mitsubishi massive Manipulationen bei Verbrauchstests einräumen. Und auch Fiat kommt immer stärker unter Druck .

Für Experten keine Überraschung
Experten wie der Abgastester Axel Friedrich sind sich seit langem sicher, dass viele Autos nicht nur bei Stickoxid-Werten, sondern auch bei Treibhausgas CO2 viel mehr ausstoßen als angegeben. "Die CO2-Untersuchungen ergeben im Mittel Abweichungen von 40 Prozent, an den Spitzen von 72 Prozent", hatte Friedrich, der für Umweltschutzorganisationen eigene Prüfungen durchführt, Anfang Mai der Deutschen Presse-Agentur gesagt. Weder diese deutliche Überschreitung noch große Unterschiede zwischen den Herstellern seien nur durch die Bedingungen im Straßenbetrieb erklärbar.

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hatte die Kritik zurückgewiesen. Es gebe abseits der Manipulationen bei Volkswagen keine illegalen Praktiken. Für die Differenz zwischen den Ergebnissen auf dem Prüfstand und den Werten auf der Straße gebe es mehrere Gründe. Das Nutzungsverhalten des Autofahrers wirke sich erheblich auf Verbrauch und Emissionen aus: "Wer viel im Gebirge unterwegs ist, öfter einmal schneller auf der Autobahn fährt oder viele Komfortfunktionen nutzt, verbraucht mehr als andere." Zudem würden viele Technologien zur CO2-Reduzierung auf dem Prüfstand stärker wirken als auf der Straße.


 

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