Dank Grazer "ViF"

Automatisiertes Fahren wird sicherer

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Sicherheit der Systeme ist wichtiges Ziel der rund 200 Experten.

Bevor selbstfahrende Autos auf den Straßen Alltag werden, sind noch etliche technische Herausforderungen zu bewältigen. Das "Virtual Competence Center" (ViF") in Graz arbeitet mit lokalen und internationalen Partnern daran, das hochautomatisierte Fahren Realität werden zu lassen. Wichtiger Motor wäre eine Teststrecke für automatisierte Fahrzeuge in der Steiermark, so die Grazer Experten.

Fahrzeuge sollen ihre Insassen bzw. das Transportgut sicher, effizient und wenn möglich auch noch entspannt an den Zielort bringen: Beim Konzept vom sogenannten automatisierten Fahren übernimmt daher in zunehmendem Maße das Auto die Führung. Der Fahrer wird Schritt für Schritt zum Passagier: Der Mensch denkt, das Auto lenkt. Die Technologie, die u.a. Unfälle und Staus vermeiden helfen soll, basiert vor allem auf Sensoren und Kameras, welche die Umgebung erfassen und die Daten in Sekundenschnelle auswerten, um das Fahrzeug entsprechend zu steuern.

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Wesentliches Branchen-Thema
Das automatisierte Fahren sei für die weltweite Autoindustrie wie auch die österreichische Industrie und Forschungslandschaft ein wesentliches Thema, so "ViF"-Geschäftsführer Jost Bernasch am Montag im Pressegespräch. "Die Fahrzeugindustrie steht vor massiven Herausforderungen. Wir haben uns strategisch mit den Themen automatisiertes und elektrifiziertes Fahren sowie der Digitalisierung positioniert", blickte Geschäftsführer Bernasch, nicht nur auf das letzte Jahr des Grazer Kompetenzzentrums "ViF" zurück. Derzeit habe man 23 EU-Forschungsprojekte laufen. Bei sieben sei man auch der Koordinator.

In einem der Forschungsprojekte - "Motorway Chauffeur" - beschäftige man sich u.a. mit AVL und Magna mit der Frage, wie automatisierte Fahrfunktionen validiert und sicher bewertet werden können, wie Forschungsleiter Hermann Steffan schilderte. Der automatisierte Chauffeur soll sozusagen im Voraus seine Verkehrsreifeprüfung ablegen. Schwerpunkt der Arbeit der Grazer Experten sind die ergänzenden virtuellen Testmethoden und dafür notwendige Entwicklungswerkzeuge. Voraussetzung sind die Modellierung und Gesamtbetrachtung unterschiedlicher Sensorsysteme mit der Fahrzeugumgebung. Im Projekt "TASTE" untersucht das ViF mit u.a. Siemens und AVL einen intelligenten Tempomat, der durch automatische Regelung von Geschwindigkeit und Abstand einen optimierten Verbrauch bei komfortabler Fahrt ermöglichen soll. Auf der Grundlage eines Ford Mondeo arbeiten die Grazer Experten überdies einen Fahrzeug-Demonstrator für automatisiertes Fahren auf, um die Leistungsfähigkeit des gesamten Fahrzeugsystems zu testen und Schritt für Schritt zu erweitern.

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Tests auf öffentlichen Straßen ein Muss
In mehreren US-Bundesstaaten, wie u.a. in Kalifornien fahren "Driverless Cars" bereits auf öffentlichen Straßen, Deutschland will die erste Teststrecke in diesem Jahr einführen. Auch in Österreich wird ein Testbetrieb diskutiert, wo ist jedoch noch nicht entschieden, die Steiermark hat sich auf jeden Fall für eine entsprechende Teststrecke beworben. "Wir haben hier die geballte Mobilitäts-Kompetenz. Unsere hochinnovativen Unternehmen müssen ihre Technologien vor der Haustür testen können. Die Steiermark soll daher Modellregion für automatisierte Fahrzeuge werden", so Wirtschaftslandesrat Buchmann, der einen entsprechenden Regierungsbeschluss in den nächsten Wochen erwartet. "Wichtig ist es, dass es in der Region passiert, damit es den Industriepartnern ermöglicht wird, die Systeme zu erproben", hob auch Bernasch die Notwendigkeit einer Teststrecke für automatisiertes fahren in der Steiermark hervor.

Das "ViF" mit Sitz in der Grazer Inffeldgasse wurde im Jahr 2002 mit anfänglich 17 Mitarbeitern gegründet und halte nunmehr bei 204 Mitarbeitern, so Bernasch. Im Geschäftsjahr 2015 wurde ein Umsatz von 20,3 Mio. Euro erzielt. Der aktuelle Auftragsbestand liege bei 21 Mio. Euro mit weiteren 28 Mio. Euro als weitere Option für 2016. Der Non-K-Bereich (Auftragsforschung und geförderte Projekte) habe im abgelaufenen Geschäftsjahr erneut eine Steigerung um 30 Prozent (2014: 5,58 Mio. Euro) erzielt. Wesentliche Eckpfeiler der Forschung und Entwicklung sind die Verknüpfung von numerischen Simulationen und der experimentellen Absicherung sowie eine umfassende Systemsimulation bis hin zum Gesamtfahrzeug.

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