Elektromobilitäts-Studie

China neuer Leitmarkt für E-Autos

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Deutschland droht bei der Technik immer mehr den Anschluss zu verlieren.

Deutschland droht bei der Elektromobilität immer mehr den Anschluss zu verlieren und seine Ziele zu verpassen. "Deutschland ist derzeit weder Leitmarkt noch Leitanbieter von Elektromobilität", heißt es in einer Untersuchung des Autoexperten Stefan Bratzel vom Branchen-Institut CAM in Bergisch Gladbach. Zum Leitmarkt für Elektromobilität sei China aufgestiegen. China habe die USA überholt.

Die deutsche Bundesregierung aber hat sich zum Ziel gesetzt: Bis 2020 soll die deutsche Automobilindustrie internationaler Leitanbieter werden und Deutschland internationaler Leitmarkt. Außerdem sollen auf deutschen Straßen bis dahin eine Million Elektrofahrzeuge fahren, dazu zählen aber auch Fahrzeuge mit anderen alternativen Antrieben wie einem Plug-in-Hybrid, die sowohl Verbrennungs- als auch Elektromotor haben.

Deutsche kaufen kaum E-Autos
In Deutschland allerdings sind Elektroautos noch eine Seltenheit. Bis September wurden laut Bratzel nur 15.000 Elektrofahrzeuge abgesetzt, was trotz einer Steigerung von 63 Prozent nur einem Marktanteil von 0,63 Prozent entspreche. In China sei der Absatz von E-Autos seit Jahresbeginn um 135 Prozent auf rund 100.000 gestiegen, damit waren es mehr als in den USA. Weltweit wurden rund 335.000 Elektrofahrzeuge verkauft, der globale Marktanteil liege aber bei nur 0,65 Prozent.

Auch das meistverkaufte Elektroauto kommt nicht aus Deutschland. Dies sind laut Untersuchung der Nissan Leaf und das Tesla Model S . Der japanische Autobauer Nissan führt demnach auch die Liste der absatzstärksten Elektroauto-Hersteller an, gefolgt vom chinesischen Konzern BYD, dem US-Hersteller Tesla und dem japanischen Autobauer Mitsubishi. Erst dann folgen die deutschen Autohersteller Volkswagen und BMW.

Drei grundlegende Probleme
Um die Elektromobilität weltweit, vor allem aber in Deutschland voranzubringen, fordert Branchenexperte Bratzel eine "Neufokussierung der Innovationsaktivitäten". Gelöst werden müssten vor allem drei Probleme: Reichweite, Infrastruktur und Preis. Die Reichweiten von Elektroautos sind bisher noch zu niedrig, es fehlt an einer Lade-Infrastruktur und E-Autos sind deutlich teurer als vergleichbare Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.

Deutschland drohe außerdem bei der wichtigen Zellfertigung für Elektroauto-Batterien zurückzufallen, schrieb Bratzel. Die größten Produzenten von Batteriezellen stammen inzwischen aus Fernost.

Zusammenarbeit der Autobauer gefordert
Erst vor kurzem hatte der VW-Markenvorstand Herbert Diess eine "konzertierte Aktion" der deutschen Autoindustrie gefordert ( wir berichteten ). Für ein einzelnes Unternehmen seien Investitionen in eine eigene Zellfertigung schwer darstellbar, hatte Diess der dpa gesagt. Dies sei aber die "Kerntechnologie der Elektromobilität". Dabei geht es um die neue Generation der Batteriezellen. Der Automobilstandort Deutschland dürfe sich nicht abhängen lassen.

Betriebsräte der großen Autobauer fordern das seit langem. BMW und Daimler aber hatten sehr zurückhaltend auf den Vorstoß von Volkswagen reagiert. Volkswagen hatte als Reaktion auf den Skandal um manipulierte Abgastests für Dieselfahrzeuge angekündigt, die Elektromobilität vorantreiben zu wollen.

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