Trotz Elektro-Trend

TU Graz verbessert Verbrennungsmotoren

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Laut Experten führt in absehbarer Zeit kein Weg am Verbrenner vorbei.

Elektroautos sind in aller Munde, aber noch selten auf der Straße. Ihr größter Vorteil ist, dass bei der Fahrt keine Schadstoff- und CO2-Emissionen anfallen. Bei Politik und Wirtschaft werden sie daher oftmals als Heilsbringer für das Klima gepriesen. Laut Experten an der TU Graz und der Wirtschaft werde der Verbrennungsmotor (Symbolbild) aber auch mittelfristig eine tragende Rolle spielen.

Für Helmut Eichlseder, Leiter des Institutes für Verbrennungskraftmaschinen und Thermodynamik an der Technischen Universität Graz, erklärte, dass die Forschung am Verbrennungsmotor trotz des Trends zu alternativen Antrieben "notwendiger denn je" ist. Aufgrund von Schätzungen sei davon auszugehen, dass bis zum Jahr 2030 der Anteil reiner E-Fahrzeuge im Verkehr bei zehn bis 30 Prozent liegen werde: "Das bedeutet, dass 70 bis 90 Prozent eine Verbrennungskraftmaschine benötigen", so der Leiter des größten Instituts der TU Graz.

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Am Verbrenner führt noch länger kein Weg vorbei

Im Hinblick auf weltweit wachsende Mobilität sei daher mittelfristig zumindest von einem Gleichstand, "eher von einer weiteren Steigerung weiterentwickelter Verbrennungskraftmaschinen" auszugehen. Elektromobilität sei aus seiner Sicht "insbesondere für den urbanen Verkehr eine sehr interessante Möglichkeit", für viele Anwendungen wie Fernverkehrs-Transporter, Landmaschinen, leistungsstarke Baumaschinen und Frachtschiffen, werde die Verbrennungskraftmaschine überhaupt der Motor der Wahl bleiben.

Unterstrichen wurde diese Schätzung im Pressegespräch am Dienstag von Andreas Wimmer, Geschäftsführer des Large Engine Centers (LEC) an der TU Graz. Die Forschungseinrichtung arbeitet an neuen Lösungen umweltfreundlicher, effizienter und robuster Großmotoren in Bereichen wie der Energieerzeugung bis zum Transportwesen. "Im Schiffsbereich ist der Einsatz von E-Antrieben aufgrund von technischen Gründen wie Reichweite und Gewicht nicht denkbar", betonte Wimmer.

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Profitiert auch vom steigenden Anteil erneuerbarer Energien

In der Energiewirtschaft werde der Verbrennungsmotor im Hinblick auf die Erhöhung des Anteils an erneuerbaren Energien noch an Bedeutung gewinnen: "Um die Energie aus Solar- und Windkraftwerken optimal nutzen zu können, müssen die damit einhergehenden Schwankungen im Netz extrem schnell ausgeglichen werden", schilderte Wimmer. Der Vorteil der Verbrennungsmotoren gegenüber großer Turbinen-Anlagen bestehe darin, dass sehr schnell reagiert werden könne. Die Forschung habe hier bereits einiges weitergebracht. Als Wimmer vor rund 25 Jahren mit der Großmotorenforschung begonnen hat, lag der Spitzenwert des Wirkungsgrades bei Gasmotoren bei 37 Prozent, heute liege man bei 47 Prozent.

"Weitere Forschung am Verbrennungsmotor ist nicht nur angebracht, sondern notwendig, weil er damit in absehbarer Zeit praktisch emissionsfrei sein wird", zeigte sich Theodor Sams, Leiter der Forschung und Technologieentwicklung beim Antriebsstrangentwicklers und Testsystem-Spezialisten AVL List GmbH, überzeugt. Grundsätzlich, so betonten sowohl Eichlseder als auch Sams, sei in der Diskussion um "Zero Emission" zu berücksichtigen, dass der zum "Stromtanken" notwendige Strom auch erst produziert werden muss. Bisher gehe dieser per Definition als CO2-frei in die Ermittlung ein, was real allerdings nur der Fall ist, wenn er regenerativ gewonnen wird. "Das macht keinen Sinn", betonte Sams. Um zu ermessen, wie umweltfreundlich Elektroautos im gesamten Lebenszyklus tatsächlich sind, sei nicht nur die unmittelbare CO2-Emission, sondern die CO2-Gesamtbilanz, also einschließlich Produktion, Kraftstoffgewinnung und Verteilung zu berücksichtigen. "Das wird kommen, wenn sich die E-Mobilität etabliert hat", vermutete der AVL-Forschungsleiter.

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Forschung soll noch ausgebaut werden

Laut Vizerektor Horst Bischof, zählt die TU Graz zu den international führenden Forschungsinstitutionen im Bereich der Verbrennungsmotoren. "Das wollen wir auch in Zukunft weiter stärken und ausbauen", sagte Bischof.

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