Niedergang offenbar unumkehrbar

Dieselautos in Österreich nur noch Nischenmodelle

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Bei uns wurden im September erstmals mehr Elektroautos als Selbstzünder neu zugelassen - die Gründe für den Niedergang.

Obwohl moderne Dieselautos - teils dank doppeltem SCR-Kat und zweifacher Adblue-Einspritzung - sauber wie nie sind, rücken sie bei den Autokäufern immer stärker in den Hintergrund. Der durch den Diesel-Skandal erlittene Imageschaden ist offenbar nicht mehr auszumerzen. Hinzu kommen die Richtungsvorgabe der Politik, die sich voll und ganz den batterieelektrischen Fahrzeugen verschrieben hat, sowie ein anhaltendes Diesel-Bashing. All das macht sich mittlerweile auch in Österreich bemerkbar. Und das, obwohl unser Land lange Zeit als die Dieselnation schlechthin gegolten hat.

Mehr E-Autos als Diesel verkauft

Doch damit ist es längst vorbei. Wie die jüngsten Verkaufszahlen zeigen, sind Dieselautos mittlerweile zu Nischenmodellen verkommen. So wurden im September 2021 erstmals mehr Elektroautos als Selbstzünder in Österreich neu zugelassen. Die Verbrenner werden langsam aber sicher vom Markt gedrängt. Vor allem der Dieselantrieb verliert aktuell enorm an Bedeutung: Im September brach der Selbstzünder-Marktanteil in Österreich von 37,5 auf 18,3 Prozent ein, während der Marktanteil reiner Elektroautos 20,1 Prozent betrug. Privatkunden zeigen sich bei den Stromern jedoch nach wie vor zurückhaltend -  nur ein Drittel kann sich derzeit einen Kauf vorstellen . Im ersten Halbjahr 2021 wurden  über 80 Prozent der reinen E-Fahrzeuge  von Firmen, Behörden und Kommunen gekauft. Der starke Rückgang von Dieselautos ist auch auf das geringere Angebot zurückzuführen. Viele Hersteller haben auf die Kaufzurückhaltung reagiert und bieten viele Modelle, die vor ein bis zwei Jahren noch mit Dieselmotor zu haben waren, nur noch als Benziner an (siehe etwa Nissan Qashqai, VW Polo/T-Cross, Peugeot 208, Seat Ibiza/Arona, Mini 3- und 5-Türer, Skoda Fabia, etc.). Mehrere Autobauer haben den Selbstzünder mittlerweile komplett aus ihrem Sortiment gestrichen.

Nicht nur in Österreich

Der Niedergang des Diesels ist kein reines österreichisches Phänomen. Auch in den Top-5-Märkten Westeuropas (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien) waren im vergangenen Monat nur noch 15,2 Prozent aller Neuwagen Selbstzünder – vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 25,6 Prozent. Bei reinen Elektroautos betrug der Marktanteil im September in den Top-5-Märkten 13,3 Prozent. Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY, dazu: „Elektroautos sind eindeutig auf der Überholspur – gerade im Vergleich zum Diesel. In Österreich wurden im vergangenen Monat erstmals mehr Elektro- als Diesel-Neuwagen verkauft. Die Mobilitätswende nimmt rasant an Fahrt auf – das setzt die Branche unter erheblichen Druck.“

Chipmangel bremst Zuwächse

Der  Chipmangel  wirkt sich auch auf den eigentlich boomenden Absatzmarkt für elektrifizierte Neuwagen aus: In den fünf größten Märkten Westeuropas stieg der Elektroautoabsatz im September nur noch um 60 Prozent – im August war er hingegen noch um 67 Prozent gestiegen, im ersten Halbjahr sogar um 147 Prozent. Bei Plug-in-Hybriden sieht es sogar noch etwas dramatischer aus: Im September lag das Wachstum in den Top-5-Märkten bei nur 28 Prozent. Im August hatte die Wachstumsrate noch bei 52 Prozent gelegen, im ersten Halbjahr bei 174 Prozent. In Österreich ist die Dynamik etwas abgeschwächter: Während im ersten Halbjahr der Absatz noch um 219 Prozent nach oben geklettert war, lag das Wachstum im September nur noch bei 85 Prozent. Plug-in-Hybride legten im September hierzulande immerhin noch um 126 Prozent zu, im ersten Halbjahr war noch ein Plus von 208 Prozent registriert worden.

Österreich in EU auf Platz 2

Im Vergleich zu den Top-5-Märkten liegt Österreich knapp hinter Deutschland, wo der Marktanteil elektrifizierter Neuwägen im September 28,7 Prozent ausmachte. Dahinter folgen Frankreich und Großbritannien (jeweils 21,6 %), in Spanien waren im September nur 11,5 Prozent der Neuwagen Plug-in-Hybride oder Elektroautos.

Nach wie vor sind E-Autos und Plug-in-Hybride stark nachgefragt, wahrscheinlich auch aufgrund der Kaufprämien und steuerlichen Vorteile“, so Axel Preiss. „Der verminderte Absatz ist also vor allem auf die Lieferschwierigkeiten zurückzuführen.“
  

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