Am 27. September 1957 rollte der erste von 60.000 "Pucherl" in Graz vom Band. Das muss natürlich gefeiert werden.
Mit der Aufnahme der Serienproduktion des Kleinwagens Puch 500 vor 50 Jahren sollte auch Österreich seinen "Volkswagen" bekommen. 60.000 liefen in der Folge bis 1973 in Graz vom Band - der im Volksmund auch liebevoll "Puch-Schammerl" oder kurz "Pucherl" genannte Zwilling des "Fiat Cinquecento" hat inzwischen Kultstatus erlangt. Zum Jubiläum gibt es ein neues Buch und im September eine Veranstaltung.
Fiat-Kooperation schreibt Geschichte
Die Vorarbeiten
begannen 1954 rund um den Konstrukteur Erich Ledwinka. Ziel war ein
"vollwertiger viersitziger Klein-Pkw, passend auch für alpine
Straßenverhältnisse". Mit Fiat schloss man eine Kooperation und übernahm die
Karosserie. Das Projekt, für das in Graz-Thondorf eine neue
Produktionsstraße um 100 Mio. Schilling eingerichtet wurde, erbrachte 80
Prozent heimische Wertschöpfung.
Legendär: 16 PS!
Als Kraftquelle diente ein luftgekühlter
Zwei-Zylinder-, Vier-Takt-Boxermotor mit 16 PS. Der Treibstoffverbrauch
wurde mit 4,5 bis 5,5 Liter angegeben (Bestwert 1,82 l/100 km), das
Eigengewicht mit 460 Kilogramm, die Höchstgeschwindigkeit mit 100 km/h. Ab
Werk kostete das Modell 23.800 Schilling. "Diese hohe Wirtschaftlichkeit
soll den Wagen neuen weitesten Kreisen unseres Volkes zuführen, die bisher
von der Anschaffung eines Automobiles ausgeschlossen waren", erklärte
Werksdirektor Wilhem Rösche bei der Präsentation.
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Erfolge auch im Motorsport!
Erfolgreich waren die Puch-Schammerln
im Motorsport - sie zeigten den Goggos und Topolinos den Auspuff.
Nachträglich gab es einige Verbesserungen: Ab 1958 konnte man die
Seitenfester herunterkurbeln, Zierleisten sorgten für mehr Pfiff. Für den
Wirtschaftsverkehr wurde ein Kombi gebaut, u.a. die Post und der ÖAMTC
wurden Großkunden.
1958 wurde die neue Serie mit fast 20 PS in den Verkauf gebracht, mit einem Sportumbausatz waren sogar 27 PS zu erreichen. Gegen Aufpreis gab es Scheibenwasch- bzw. Frischluftanlage sowie einen Dachgepäckträger. Helmut Qualtinger und Gerhard Bronner bewarben den Fünfhunderter auf der Schallfolie "Seitdem, dass ich ein Herrenfahrer bin".
Absoluter Marktführer seiner Zeit
1959 wurde mit 8.334 Stück
Produktionsrekord erreicht. In seiner Klasse hatte der Puch einen
Marktanteil von 62 Prozent. Vom Geländewagen Haflinger wurde für einige
Modelle der 650 ccm-Boxermotor übernommen, der in den späteren TR-Versionen
bis zu 34 PS auf die Straße brachte.
Auf der nächsten Seite: Feierlichkeiten zum Jubiläum
Neues Puch-500-Buch
Zum Jubiläum packt ein Zeitzeuge am
Konstruktionstisch aus: Cheftechniker Egon Rudolf, zuletzt Werksdirektor,
beleuchtet in seinem Buch "Puch - eine Entwicklungsgeschichte" u.a. die
Fünfhunderter-Story und glänzt insgesamt durch persönlich gefärbtes
Fachwissen am Kfz-Sektor. Kaum bekannte Studien und Sondermodelle werden
vorgestellt, als Bonus gibt es eine DVD mit bewegten Bildern von Testfahrten.
Feierlichkeiten rund um den Puch 500
Die eigentliche
Jubiläumsveranstaltung finden zum Produktionsstart des Puch 500 statt - der
war nämlich am 27.9.1957: Am 28. September rollt eine Oldtimer-Rallye ab
Eggenburg durch NÖ und die Steiermark, an den folgenden Tagen gibt es im
Grazer Puch-Museum ein Fest und eine Spezialaustellung.