Front- statt Heckantrieb

Alle Infos vom völlig neuen BMW 1er

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Nun beugt sich auch BMW bei den gängigen Kompaktklasse-Gepflogenheiten.

Nun hat es auch den Letzten seiner Art erwischt. BMW bringt Ende September 2019 die neue 1er-Generation in den Handel. Und diese basiert wie X1/X2, die 2er-Vans (Active und Grand Tourer) und die größeren Mini-Modelle ( Clubman  und  Countryman ) auf der Frontantriebsplattform des Konzerns. Der aktuelle 1er ist der einzige Kompakte, der auf Heckantrieb (auch mit Allrad verfügbar) setzt und somit auch in den Genuss von längs eingebauten Motoren (inklusive Sechszylinder) kommt. Die neue Generation ist hingegen mit Front- oder Allradantrieb und quer eingebauten Motoren (3- und 4-Zylinder) ausgestattet. Das spart nicht nur Kosten, sondern bringt auch viele Vorteile wie ein besseres Platzangebot oder weniger Gewicht. Deshalb ist die Umstellung aus Sicht von BMW auch nachvollziehbar. Vielen Fans dürfte dieser Schritt trotzdem nicht gefallen.

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Design und Abmessungen

Um den Schock in der Fangemeinde etwas abzufedern, hat BMW bereits Ende März Einblick in die abschließenden Erprobungsfahrten gewährt und dabei bereits viele technische Details verraten. Da die damals gezeigten Prototypen noch stark getarnt waren, wurde das finale Design mit Spannung erwartet. Dabei zeigt sich, dass die Münchner ihrer aktuellen Designlinie auch beim neuen 1er treu bleiben. Der nun 4,32 Meter (-1 cm) lange, 1,80 m breite (+3,4 cm) und 1,45 m hohe (+1 cm) 1er vertraut in der Seitenansicht den Proportionen klassischer Kompaktklassler. Ein größerer hinterer Türausschnitt erleichtert den Zustieg auf die Rückbank. Die Rädergröße variiert zwischen 16 und 19 Zoll. Vorne gibt es eine breitere Niere und etwas flachere Scheinwerfer. Die optionale Voll-LED-Variante interpretiert die bekannte L‑Optik durch ein einzelnes Leuchtelement neu. Am Heck vertraut BMW wieder auf zweigeteilte Rückleuchten. Die 3-Zylindermodelle verfügen über ein Endrohr, bei den Vierzylindern gibt es eine zweiflutige Abgasanlage. Bei den sportlichen Ausstattungslinien gibt es Schürzen mit großen Lufteinlässen, einen größeren Dachkantenspoiler, breitere Schweller und einen angedeuteten Diffusor. Die Heckklappe fällt bei allen Modellen etwas breiter aus. In Kombination mit der niedrigeren Ladekante sollte das Beladen des Kofferraums komfortabler werden. Der Gepäckraum fasst mit einem Volumen von 380 Litern jetzt 20 Liter mehr, bei umgeklappter Rückbank sind es 1.200 Liter. Zudem wächst die Mindestbreite des Gepäckabteils um 67 Millimeter. Auf Wunsch gibt es nun auch eine elektrische Heckklappe. Einen großen Sprung macht der neue 1er bei den Platzverhältnissen im Innenraum. Durch die neue Frontantriebsarchitektur mit Quermotoren und einem niedrigeren Mitteltunnel soll vor allem auf den Rücksitzen spürbar mehr Platz zur Verfügung stehen als im Vorgänger. So wächst beispielsweise der Knieraum für die Fondpassagiere um 33 Millimeter, die Kopffreiheit hinten ist 19 Millimeter größer. Und dass, obwohl der (nach wie vor üppige) Radstand mit 2,67 Meter sogar etwas kürzer ausfällt.

Cockpit und Vernetzung

Im Cockpit gibt es keinerlei Überraschungen. Wer den  neuen 3er  und neuen Z4 kennt, weiß auch wie es im neuen 1er aussieht. Auf Wunsch gibt es auch hier das Professional Live Cockpit mit digitalen Instrumenten und großem Touchscreen. Natürlich ist der Kompakte auch bestens vernetzt und verfügt auf Wunsch über den neuen Sprachassistenten ("Hey, BMW"). Wie dieser funktioniert, können Sie hier nachlesen. Serienmäßig gibt es ein 8,8 Zoll großes Touch-Display, das ideal im Sichtfeld angeordnet ist. Auch der bewährte iDrive-Controller ist wieder mit dabei. Der Zugriff auf das aus 3er, 8er, X5, X7, etc. bekannte optionale Infotainment-Angebot inklusive Operating System 7.0 (OS 7) erfolgt – optional mit Gesten – über einen Anzeigenverbund aus zwei Displays, die jeweils eine Diagonale von bis zu 10,25 Zoll (im Live Cockpit Professional) haben. An den gegenläufigen, virtuellen Drehzahlmesser des digitalen Kombiinstruments haben wir uns nach wie vor noch nicht gewöhnt. Das zentrale, touchfähige Display ist Marken-typisch zum Fahrer orientiert. Mit dem voll farbigen und 9,2 Zoll großen Head-Up Display, das erstmals als Option im 1er verfügbar ist, setzt BMW bei den Kompakten neue Maßstäbe. Dank OS 7 gibt es auch die aktuellste Vernetzungstechnologie (Echtzeit-Navigationsdaten, Smartphone-Integration, BMW Concierge Service, BMW Connect, Fernzugriff per App, etc.). Zur Bedienung der zahlreichen Funktionen gibt es neben dem Sprachassistenten und dem Dreh- und Drück-Steller (iDrive-Knopf) noch den Touchscreen, eine Knopfleiste für die Klimaanlage sowie das Multifunktionslenkrad. Updates gibt es künftig „over the air“. Kunden müssen für neue Software-Funktionen also nicht mehr eigens in die Werkstatt fahren. Ein weiteres 1er-Novum ist der „Digital Key“ für Fahrzeug-Zugang und Motorstart per Smartphone.

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Motoren und Getriebe

Bei den Motoren des neuen 1er sticht vor allem ein neu entwickelter 4-Zylinderbenziner hervor. Der M135i xDrive wird vom leistungsstärksten 4-Zylindermotor der Marke mit 2,0 Litern Hubraum und TwinPower Turbo Technologie angetrieben. Die Neuentwicklung leistet 306 PS und zieht damit mit dem ebenfalls 2,0 Liter großen Mercedes-AMG-Motor aus dem aktuellen A 35 4Matic gleich. BMW setzt bei dem Triebwerk auf einige interessante technische Lösungen, wie verstärkter Kurbelantrieb, neue Kolben und Pleuel, größerer Abgasturbolader sowie optimierte Einspritzventile. Den Sprint aus dem Stand auf 100 km/h erledigt der M135i xDrive in 4,8 Sekunden (4,7 Sekunden mit M Performance Paket), die Höchstgeschwindigkeit liegt bei abgeregelten 250 km/h. Trotz dieser Fahrleistungen soll das Top-Modell einen Normverbrauch von 7,1 bis 6,8 Litern je 100 Kilometer bieten. Beim Marktstart wird der 118i als Einstiegsmodell fungieren. Hier kommt ein aufgeladener 1,5-Liter-Dreiyzlinder mit 140 PS zum Einsatz. Dieselfreunde werden zunächst mit dem 120d xDrive mit 190 PS, dem 118d mit 150 PS und dem 115 PS starken Einstiegsselbstzünder 116d beglückt. Weitere Motoren, die die Leistungslücken nach und nach schließen, folgen etwas später. Außerdem wird es erstmals einen 1er mit Plug-in-Hybrid (125xe) geben, der rein elektrisch rund 80 km weit kommen soll. Die Benziner verfügen alle über einen Ottopartikelfilter, die Diesel über einen SCR-Kat (mit AdBlue). Die Motoren erfüllen die  Abgasnorm Euro 6d-TEMP, der 116d bereits die Norm Euro 6d (ohne „TEMP). Der 116d, der 118d und der 118i sind serienmäßig mit einem 6-Gang-Handschaltgetriebe bestückt. Neu ist das  7-Gang Steptronic Getriebe mit Doppelkupplung, das optional für den 116d sowie den 118i erhältlich ist. Beim 8-Gang Steptronic Getriebe, das als Option im 118d sowie serienmäßig im 120d xDrive verwendet wird, und beim 8-Gang Steptronic Sportgetriebe des M135i xDrive hat BMW laut eigenen Angaben den Schaltkomfort optimiert. Beide Automatikgetriebe können dank Vernetzung ihre Schaltstrategie an die aktuelle Streckenführung und Verkehrssituation anpassen.

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Trotz Frontantrieb agiler?

Trotz des Wechsels auf die Frontantriebsplattform soll es der neue 1er fahrdynamisch faustdick hinter den Ohren haben. Laut den Entwicklern soll er dank ausgeklügelter Fahrwerkstechnik, einigen Innovationen und der Integration aller für die Fahrdynamik relevanten Komponenten und Regelsysteme sowohl mit dem neuen Frontantrieb als auch mit dem Allradantrieb (xDrive) sogar ein Plus an Agilität erreichen. Daran soll auch die verbesserte Torsionssteifigkeit der Karosserie einen großen Anteil haben. Kernelement ist die aus dem reine elektrischen i3s bekannte ARB-Technologie (Actornahe Radschlupfbegrenzung), die jetzt erstmals ihre Premiere in einem Auto mit Verbrennungsmotor feiert. Im 1er sitzt dieser Schlupfregler direkt im Motorsteuergerät statt im Steuergerät der Fahrstabilitätsregelung DSC. Ohne lange Signalwege werden die Informationen dreimal schneller weitergeleitet, die für den Kunden erlebbare Regelung laufe sogar bis zu zehnmal schneller ab, so BMW. In enger Abstimmung mit dem DSC soll die ARB-Technik ohne querdynamisch stabilisierende Regeleingriffe das Untersteuern deutlich reduzieren, das sonst bei Fahrzeugen mit Frontantrieb üblich ist. Die ebenfalls serienmäßige Performance Control (Gier-Momenten-Verteilung) soll die Agilität des neuen 1er durch fahrdynamische Bremseneingriffe zusätzlich erhöhen. Da sind wir schon auf die ersten Testfahrten gespannt.

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Assistenzsysteme

Viele  Fahrerassistenzsysteme des neuen 1er kennen wir bereits aus höheren BMW-Modellen. Sie nutzen Kamerabilder sowie von Radar- und Ultraschallsensoren gesammelte Daten. Zur Serienausstattung gehören die Auffahr- und Personenwarnung mit City-Bremsfunktion, die auch auf Radfahrer hinweist, und die bei Geschwindigkeiten zwischen 70 und 210 km/h nutzbare Spurverlassenswarnung mit aktiver Rückführung. Optional sind die bis 160 km/h nutzbare Aktive Geschwindigkeitsregelung – bei Automatik-Fahrzeugen mit Stop & Go-Funktion – sowie der Driving Assistant, der die Spurwechselwarnung, die Heckkollisionswarnung und die Querverkehrswarnung beinhaltet. Beim Ein- und Ausparken hilft das Fahrzeug optional mit der Park Distance Control (PDC), Rückfahrkamera oder dem automatischen Parkassistent. Premiere in der Kompaktklasse hat der innovative Rückfahrassistent, der die Lenkbewegungen auf der zuletzt vorwärts und mit einer Geschwindigkeit von maximal 36 km/h gefahrenen Strecke speichert und das Fahrzeug im Rückwärtsgang auf einer Strecke von bis zu 50 Metern exakt auf der zuvor vorwärts absolvierten Linie halten kann. Das kann vor allem in engen (dunklen) Gassen oder in Parkhäusern ein großer Vorteil sein.

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Verfügbarkeit und Ausstattungslinien

Die Markteinführung des völlig neuen 1er erfolgt am 28. September 2019. Neben dem Modell Advantage als Basisvariante bietet ihn BMW in drei weiteren Ausstattungslinien an, die sich im Exterieur und Interieur voneinander unterscheiden. Das Modell Luxury Line soll dabei einen edlen und komfortablen Auftritt betonen. Das Modell Sport Line und das Modell M Sport unterstreichen hingegen den dynamischen Anspruch. Das Top-Modell M135i xDrive kommt überhaupt eigenständig daher. Es ist unter anderem an der „Mesh“-Niere und den abgeschrägten Endrohrkappen in Grau sowie dem speziellen Heckspoiler in Wagenfarbe zu erkennen. Die Österreich-Preise werden zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben. Unter 30.000 Euro wird sich aber wohl nichts abspielen. Der neue 1er wird preislich also auf dem Niveau des Audi A3 liegen, die Mercedes A-Klasse ist etwas teurer.

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