Radikale Zukunftsvision

Lamborghini zeigt atemberaubenden Elektro-Sportler

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Italiener rüsten sich mit dem „Terzo Millenio“ für die künftigen Herausforderungen.

Als nächste Neuheit steht bei Lamborghini am 4. Dezember 2017 zwar die Weltpremiere des ersten SUVs der Marke, dem Urus (der mit seinen über 600 PS sicher kein Kostverächter wird), an, doch die Italiener denken schon einige Jahre weiter in die Zukunft. Konkret hat die Audi-Tochter nun in Zusammenarbeit mit dem renommierten MIT (Massachusetts Institute of Technology) ein Designkonzept entwickelt, das einen rein elektrischen Supersportwagen zeigt. Die atemberaubend designte Vision hört auf den Namen „Terzo Millennio“ – sie verkörpert also den Lamborghini des dritten Jahrtausends.

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© Lamborghini
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Lamborghini der Zukunft

Laut den Entwicklern soll das Konzept schon jetzt Design- und Technikansätze von morgen verkörpern. Konkretes Ziel des Projekts ist es, die Marke auf den Supersportwagen der Zukunft in fünf verschiedenen Bereichen vorzubereiten: Energiespeichersysteme, Werkstoffe, Antriebssysteme, Design und Emotionalität. Die ersten beiden Aspekte werden dabei gemeinsam mit dem MIT entwickelt. Hier erwartet sich Lamborghini nichts Geringeres als radikale Innovationen in den Bereichen Energiespeichersysteme und Materialwissenschaften (siehe unten).

Design

Wenn die automobile Zukunft so aussieht, wie diese Studie, können wir uns schon einmal freuen. Der Terzo Millennio ist eine vom Lamborghini Centro Stile gestaltete Vision, die zukünftige Designelemente vorwegnimmt. Ein konkretes Beispiel hierfür ist die Weiterentwicklung der für die Marke typischen Y-Form bei den Front- und Heckleuchten. Diese werden in Zukunft bei allen Modellen mit an Bord sein. Der reine Elektroantrieb setzt natürlich auch eine hervorragende Aerodynamik voraus. Nur mit einer windschnittigen Form kann eine hohe Reichweite erzielt werden. Dennoch dürfen die Fahreigenschaften darunter nicht leiden. Hier muss Lamborghini den idealen Spagat finden. Ausgangspunkt ist dabei das völlig neu entwickelte Monocoque, das nur das Energiespeichersystem und, wie bei Rennfahrzeugen, die Sitze für Fahrer und Beifahrer aufnimmt. Die zahlreichen Öffnungen, Ecken und Kanten sorgen in Kombination mit der extremen Keilform für einen martialischen Auftritt. Der Terzo Millennio würde auch glatt als kommendes Batmobil durchgehen. Die zerklüftete Seitenwand sorgt dafür, dass die Flügeltüren extrem kurz ausfallen. Wer in den Wagen kommen will, muss zunächst einmal eine kleine „Mauer“ überwinden. Das aggressiv gestylte Heck fügt sich nahtlos in die restliche Formensprache ein. Bei den zahlreichen Hinguckern weiß man gar nicht, wo man zuerst hinsehen soll. Der dunkle Mattlack und die orange-roten Akzente an Felgen und Karosserie runden den Auftritt ab.

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Cockpit mit virtuellem Renn-Instruktor

Einen Blick in die Kommandozentrale gewährt Lamborghini nicht. Dennoch wurden einige Infos verraten. So soll das virtuelle Cockpit des Terzo Millennio mehr bieten als reines Fahren auf den Autobahnen der Zukunft: Mittels Fahrsimulator führt ein virtueller Instruktor den Fahrer über eine Rennstrecke wie beispielsweise diejenige in Imola, bevor er selbst übernimmt, um sich in seinem Fahrzeug als Rennpilot zu erleben, während er dem Ghost Car folgt. Autonomes Fahren mag zwar komfortabel sein, richtigen Spaß erlebt man aber eben nur dann, wenn man das Lenkrad selbst in Händen hält. Daran wird sich auch künftig nichts ändern.

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Speichersystem und Werkstoffe

Beim „Terzo Millennio“ kommt es zu einer Abkehr von konventionellen Akkus. Der elektrische Supersportwagen soll hingegen auf Superkondensatoren (Supercaps) setzen. Im Aventador kommen schon seit fünf Jahren Niederspannungs-Superkondensatoren zum Einsatz. In der Designstudie setzen die Entwickler auf ein innovatives Speichersystem, das eine hohe Spitzenleistung abgeben und kinetische Energie rückgewinnen kann. Bis zu einem möglichen Serieneinsatz müssen die Einschränkungen dieser Technik aber noch überwunden werden. Konkret soll die Kluft zur Energiedichte von konventionellen Batterien geschlossen werden. Gleichzeitig sollen dabei aber hohe Leistung, symmetrisches Verhalten und sehr lange Nutzungsdauer der Superkondensator-Technik erhalten bleiben.

Zur Unterstützung dieses neuen Energiespeichersystems müssen sich auch die Werkstoffe und ihre Funktionen ändern. Lamborghini will deshalb herausfinden, welches Potenzial der Einschluss von aufladbaren Nanopartikeln in die Carbonfaser-Werkstoffe hat, aus denen die Karosserie des Terzo Millennio besteht. Sie wirken dort wie ein Akku und speichern die Energie über integrierte Nanoröhrchen. So könnte die gesamte Fahrzeugkarosserie als Speichersystem genutzt werden. Die Karosserie wird also quasi zum Akku. Wenn dieser Plan aufgeht, wäre das tatsächlich eine Revolution. Als weiteres Highlight wird an der „Selbstheilung“ der Carbonfaser-Struktur gearbeitet. Der Terzo Millennio soll in der Lage sein, seinen eigenen Zustand zu überwachen, um durch Unfälle verursachte Risse und Schäden an seiner Struktur festzustellen. In diesem Fall würde ein Selbstreparaturvorgang über Mikro-Kanäle ausgelöst, die mit Chemikalien für die Reparatur gefüllt sind, um etwa kleine Risse vollautomatisch zu beseitigen. Das wäre wohl der Traum eines jeden Autofahrers. In absehbarer Zeit dürfte es aber auch bei einem Traum bleiben.

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Antrieb

Wer einen Lamborghini kauft, der will höchste Performance. Daran dürfte sich auch in der Zukunft nichts ändern. Beim Terzo Millennio ist in jedes Rad ein Elektromotor integriert, so dass das Allradantrieb-Konzept erhalten bleibt. Gleichzeitig werden die Vorteile von Elektromotoren genutzt: hohes Drehmoment, Umkehrbarkeit und die Möglichkeit von Energiebewegung „by wire“. Die Designstudie verkörpert also die ersten Schritte auf dem Weg zu einem „Elektro Lamborghini“. Die Reaktionsfähigkeit der Elektromotoren, die Allradantrieb-Drehmomentregelung und die dynamische Karosseriekontrolle sollen für Fahrspaß ohne Ende sorgen. Darüber hinaus versprechen die Italiener neue Spitzenleistungen in den Bereichen Längs- und Querdynamik. Grund dafür: die ausgeklügelte Aerodynamik und der konsequente Leichtbau. Darüber hinaus sorgt die Verlagerung der Elektromotoren in die Räder dafür, dass die Designer und Aerodynamiker bisher ungeahnte Freiheiten genießen. Zu Leistungsdaten und Fahrleistungen gibt es keinerlei Angaben.

Noch mehr Infos über Lamborghini finden Sie in unserem Marken-Channel.

Fazit

Mit dem Terzo Millennio gibt Lamborghini einen konkreten Ausblick in die (ferne) Zukunft. Die Italiener stellen sich bereits auf das Zeitalter nach den Verbrennungsmotoren ein. Dass der Fahrspaß und das Design nicht darunter leiden müssen, soll mit  der Studie verdeutlicht werden. Damit will Lamborghini den Fans von schnellen Supersportwagen die Angst nehmen, dass sie in Zukunft - aufgrund eines mangelnden Angebots - auf der Strecke bleiben könnten. Dieser Plan dürfte aufgegangen sein.

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