Jährlich 150.000 Tote

Indiens Straßen entwickeln sich zur Todeszone

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Nach Schätzungen des indischen Verkehrsministeriums könnte die Zahl tödlicher Verkehrsunfälle bis 2015 auf 150.000 pro Jahr steigen. 

Grund dafür ist der extrem starke Boom bei Autozulassungen - nicht zuletzt ausgelöst durch Billig-Anbieter wie Tatas 2500-Dollar-Minimobil "Nano".

14 Tote pro 10.000 Autos
Schon jetzt liegt die Zahl der Verkehrstoten umgerechnet auf die Gesamt-Automenge stolze 7 mal höher, als in den westlichen Industrienationen: Auf 10.000 Fahrzeuge kommen pro Jahr 14 Tote.

Neben der großen Menge an Neufahrzeugen auf Indiens Straßen fürchtet das indische Verkehrsministerium auch die schlechten Sicherheitsstandards, die die Überlebenschancen in Billig-PKWs wie dem Nano dramatisch reduzieren. Dazu kommt die katastrophale Infrastruktur: Autos teilen sich auf den ohnehin schon stark überfüllten Straßen die Verkehrsfläche mit LKW-Zügen, Rickshaws, Motorrädern, Mopeds, Fahrrädern, Fußgängern, Verkaufsständen, Rindern und Elefanten.

Kaum Air Bags, ABS, Gurte oder Helm

Anders als in den meisten westlichen Industrienationen ist der Sicherheitsaspekt beim Autokauf in Indien kaum ein Entscheidungskriterium. Hormazd Sorabjee, Chefredakteur der indischen Autozeitschrift "Autocar India": "Die meistverkauften Autos in Indien sind wahrlich nicht die sichersten - neben dem Anschaffungspreis zählt fast ausschließlich der Verbrauch. Viele verzichten daher auch auf Sicherheitsfeatures wie Air Bags oder ABS-Bremsen." Hinzu kommt eine regelrechte Aversion gegen Sicherheits-Einrichtungen im Auto: Kaum ein Autofahrer in indien schnallt sich bei der Fahrt an, Motorradfahrer tragen nur sehr selten Helme.

In den kommenden fünf Jahren will Indien zwar 500 Milliarden Dollar in die Reperatur und die Erweiterung des Transportnetzes investieren, der überwiegende Teil des Geldes soll aber in den Ausbau von Flughäfen und Seefahrts-Infrastruktur fließen.

Um der Zahl der Verkehrstoten gegenzusteuern, richten nun Autohersteller eigene Fahrschulen ein. Dort sollen Inder mit den einfachsten Verkehrsregeln vertraut gemacht werden - viele von ihnen haben ihre Führerscheine durch Bestechung oder Schlupflöcher im Rechtssystem erhalten und nie eine Prüfung abgelegt.
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