E-Pionier unter Druck

Tesla gibt weitere "Autopilot"-Unfälle zu

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Bei den anderen Crashs gab es glücklicherweise keine Toten.

Nun haben sich die Vermutungen bestätigt: Tesla hat nach dem ersten Todes-Crash mit seinem Fahrassistenten "Autopilot" weitere wenige schwere Unfälle bei Fahrten mit der Technik bestätigt. Es habe mehrere Unfälle ohne Todesfolge gegeben, sagte ein Sprecher dem "Wall Street Journal". Eine konkrete Zahl wurde nicht genannt.

Die Zeitung sprach von "einer Handvoll" von Fällen, mit denen die "Autopilot"-Technik in Verbindung gebracht werde. Vor wenigen Tagen war ein tödlicher Unfall von Anfang Mai bekanntgeworden, bei dem ein von dem System gelenkter Tesla unter einen Lastwagen-Anhänger raste, der die Fahrbahn kreuzte. Es war der erste Tod in einem vom Computer gesteuerten Auto. Die Technik wird jetzt von der US-Verkehrsbehörde NHTSA untersucht.

200 Millionen Kilometer zurückgelegt

Tesla betonte zugleich, bei Fahrten mit eingeschaltetem "Autopilot"-System passierten Unfälle seltener als bei komplett manueller Steuerung. Die im Oktober eingeführte Software ist inzwischen in rund 70 000 Fahrzeugen verfügbar. Nach Angaben von vergangener Woche wurden mit der "Autopilot"-Steuerung bereits über 200 Millionen Kilometer zurückgelegt. Der "Autopilot" kann unter anderem Tempo, Spur und Abstand halten sowie automatisch bremsen.

Der kalifornische Elektroauto-Hersteller erklärte zugleich, dass die Funktion einen Tesla nicht zu einem selbstfahrenden Fahrzeug mache. "Autopilot" sei nur ein Fahrassistenzsystem, bei dem die Fahrer stets die Kontrolle über die Verkehrssituation behalten müssten. Viele Tesla-Fahrer luden jedoch ins Internet Videos hoch, auf denen sie sich bei hohem Tempo mit anderen Dingen beschäftigen oder sogar gar nicht auf dem Fahrersitz saßen.

Jüngster Crash offebnar nicht wegen Autopilot

Zu einem diese Woche bekannt gewordenen Unfall im Bundesstaat Pennsylvania erklärte Tesla, man könne die Behauptung des Fahrers, er sei mit eingeschalteter "Autopilot"-Funktion unterwegs gewesen, bisher nicht bestätigen. "Auf Grundlage der Informationen, die uns derzeit vorliegen, haben wir keinen Grund zu glauben, dass "Autopilot" etwas mit diesem Unfall zu tun hatte", teilte Tesla der "Detroit Free Press" mit. Der Wagen hatte sich am 1. Juli überschlagen. Möglicherweise sei dabei die Antenne beschädigt worden, die sonst die Daten übertragen hätte, erklärte das Unternehmen. Man habe bisher den Kunden nicht erreichen können, um ausführliche Informationen aus dem Fahrzeug selbst zu bergen.

Dem "Wall Street Journal" sagten zwei Tesla-Fahrer, die "Autopilot"-Technik habe stehende Fahrzeuge auf der Fahrbahn nicht erkannt. Im Fall des tödlichen Unfalls erklärte das Unternehmen, die Technik habe die weiße Seitenwand des Lastwagens für ein hoch angebrachtes Autobahnschild gehalten.

Aktionäre wettern

Tesla wehrt sich unterdessen auch gegen den Vorwurf, seine Aktionäre nicht rechtzeitig über den tödlichen Unfall informiert zu haben. Tesla hatte keine zwei Wochen nach dem Crash Aktien für 1,4 Milliarden Dollar verkauft, um Geld für den Produktionsausbau zu heben. Zu diesem Zeitpunkt war einer breiten Öffentlichkeit der Unfall noch nicht bekannt.

Nun warf die amerikanische Finanzjournalistin Carol Loomis die Frage auf, ob Tesla die Investoren darüber hätte in Kenntnis setzen müssen. Tesla konterte in einem Blogeintrag in der Nacht zum Donnerstag, die Untersuchung der Fahrzeugdaten sei erst Ende Mai abgeschlossen worden. Außerdem habe auch das Bekanntwerden des Unfalls den Tesla-Aktienkurs kaum beeinflusst. Der Aktienverkauf war am 18. Mai angekündigt worden, der Unfall ereignete sich am 7. Mai.

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