Problem für Europäer

Chinas Automarkt bricht weiter ein

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Seit Monaten sinken die Verkaufszahlen am größten Automarkt der Welt.

Während hierzulande die Neuzulassungen nach einer längeren Durststrecke zuletzt wieder zulegen konnten , treibt der weltweit größte Automarkt China europäischen Herstellern wie Volkswagen, BMW oder Audi zunehmend die Tränen in die Augen. Und für Ford, GM und Co. sieht es auch nicht besser aus. Die Wirtschaft schwächelt, die Aktienkurse sind im Sinkflug, und immer mehr Chinesen schrecken, wie berichtet , vor dem Kauf eines Pkw zurück. Um ihre Verkaufszahlen anzutreiben, räumen Hersteller Rabatte ein. Das drückt die Margen, doch der Nachfragerückgang scheint nicht zu stoppen.

Im Juli verzeichnete der Branchenverband den stärksten Absatzrückgang seit zweieinhalb Jahren. Seit nunmehr vier Monaten in Folge sinken die Verkaufszahlen - so schlimm stand es um den Automarkt zuletzt während der Finanzkrise 2008. Und schon längst trauern nicht mehr bloß die Oberklasse-Autobauer den einst üppigen Renditen nach. Der Nachfragerückgang ist mittlerweile auch im Massenmarkt angekommen.

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Geplante Anschaffungen werden verschoben
Viele Chinesen haben Geld in Aktien gesteckt. Mit dem Sinkflug an den Börsen haben sie nun viel davon verloren - und nun fehlen die Mittel zum Autokauf. Wie bei dem 37-jährigen Zhang Jiabin. Er verlor wegen der Börsenturbulenzen im Juni und Juli 6.500 Dollar (5.930,7 Euro). Den neuen VW Tiguan, auf den er ein Auge geworfen hatte, kann er sich nun nicht leisten. "Ich kann kein Geld abheben. Ich werde warten, bis die Märkte steigen."

Wie Zhang verschieben auch zahlreiche andere Chinesen geplante Anschaffungen. Das bekommen die Autohersteller mit voller Wucht zu spüren. Von Jänner bis Juli legten die Absätze gerade einmal um 0,4 Prozent zu, der geringste Zuwachs seit 2009. Im Juli verzeichnete der Branchenverband CAAM mit 7,1 Prozent auf 1,5 Millionen Fahrzeuge den stärkten Absatzrückgang seit zweieinhalb Jahren. Hersteller wie Volkswagen samt Tochter Audi oder BMW sind deshalb vorsichtiger und passen ihre Produktion an den niedrigeren Absatz an. Bei BMW sanken die Auslieferungen in China, wo der bayerische Autobauer rund ein Fünftel seiner Autos absetzt, im Mai das erste Mal seit mehr als einem Jahrzehnt. Vor allem die Marke Rolls-Royce leidet. Wegen der Rückschläge in China dampfte der frisch gekürte Branchenprimus Volkswagen sogar seine Verkaufsziele für 2015 ein. Im Schlepptau der Konzernmutter senkte auch der Oberklasse-Hersteller Audi seine Absatzprognose.

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Für die Hersteller könnte es noch dicker kommen
Auf die Autobauer könnten noch schwerere Zeiten zukommen. Denn die jüngsten Konjunkturdaten aus China deuten nicht auf eine schnelle Wende der wirtschaftlichen Entwicklung. Die überraschende Abwertung der chinesischen Währung Yuan um zwei Prozent am Dienstag sorgte für zusätzliche Verunsicherung an den Aktienmärkten. Mit ihr will die chinesische Notenbank die heimischen Produkte auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähiger machen. "Das riecht nach Verzweiflung und deutet darauf hin, dass in der chinesischen Wirtschaft nicht alles rund läuft", sagte Analyst Howie Lee vom Brokerhaus Phillip Futures.

Die Autoproduzenten versuchen mit allen Mitteln, ihre geplanten Verkaufszahlen durchzubringen. Händler müssten ihre Lager füllen, was ihren Gewinn drücke, sagte etwa ein Regionalmanager von VW. Eine Sprecherin des Konzerns sagte, finanziell gesund aufgestellte Händler seien Teil der VW-Strategie, weil nur so auch zufriedene Kundschaft gebe.

Wie auch in schlechteren Zeiten gutes Geschäft gemacht werden kann, zeigen derzeit Honda und Toyota. Dank neuer Geländewagen-Modelle konnten die Autobauer ihre Verkaufszahlen hochschrauben. Einige Analysten glauben zudem an eine Rückkehr des chinesischen Automarktes auf den Wachstumspfad im Laufe des Jahres, wenn sich die Aktienmärkte stabilisieren. Im kommenden Jahr könnte der Absatz dann im hohen einstelligen Prozentbereich zulegen. Denn in China fahren immer noch vergleichsweise wenige Menschen Auto im Vergleich zu den gesättigten Märkten in Europa und den USA.

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