Erfolgreicher Test

Diesel-Nachrüstung auf Euro 6 funktioniert

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Umgebautes Auto im Realbetrieb mit bis zu 90 Prozent geringerem NOx-Ausstoß.

Dieselfahrzeuge der Abgasnorm Euro 5 stoßen laut aktuellen Tests im Realbetrieb wesentlich mehr Stickoxide (NOx) aus als Autos mit der neueren Euro 6-Abgastechnik. Wer umweltfreundlicher unterwegs sein will, muss ein neues Auto kaufen. Seit der Debatte um drohende Fahrverbote in Innenstädten sind viele Fahrer von Euro-5-Dieselautos verunsichert. Für diese gibt es nun aber eine gute Nachricht. Denn ein aktueller Test des heimischen Autofahrerclubs ÖAMTC, der sich übrigens strikt gegen Fahrverbote einsetzt, zeigt jedoch, dass auch eine Nachrüstung mittels Selective Catalytic Reduction-System (SCR) samt AdBlue-Einspritzung funktioniert und durchaus sinnvoll sein kann.

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NOx-Ausstoß um 90 Prozent reduziert

ÖAMTC-Cheftechniker Max Lang fasst die Ergebnisse des Tests wie folgt zusammen: "Die Umrüstung reduziert den Stickoxid-Ausstoß sowohl in den simulierten Fahrzyklen auf dem Prüfstand als auch im Realbetrieb auf der Straße deutlich. Im künftig für die Zulassung maßgeblichen Zyklus WLTC (Worldwide Harmonized Light-Duty Vehicles Test Cycle) und im Autobahnzyklus wurden die NOx-Werte sogar unter den gesetzlichen Euro 6-Grenzwert von 80 mg/km gedrückt." Die Tests auf der Straße bestätigten diese Ergebnisse und zeigen, dass die Nachrüstung die NOx-Emissionen im Realbetrieb um mehr als 90 Prozent reduziert.

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Kosten dürften heftig ausfallen

Wie hoch die Kosten für eine solche Umrüstung sein werden, ist derzeit noch nicht abschätzbar, sie dürften aber kaum unter 2.000 Euro liegen. Der Test wurde mit einem Prototyp in einem VW Passat Variant 1.6 TDI (Symbolbild) durchgeführt. "Klar ist jedoch, dass nach der Umrüstung zusätzlich die Harnstofflösung AdBlue getankt werden muss. Allerdings reichen – je nach Fahrzeug – rund zwei Liter AdBlue pro 1.000 Kilometer für einen niedrigeren NOx-Ausstoß", hält Lang fest. Der Diesel-Verbrauch erhöht sich durch die Umrüstung übrigens um rund fünf Prozent (unter 0,5 Liter pro 100 Kilometer), weil das SCR-Nachrüstsystem ein zusätzlicher Stromverbraucher ist.

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Technische Herausforderungen bis zur Serienreife

Trotz grundsätzlich positiver Ergebnisse gilt es, noch unbeantwortete Fragen zu lösen. Der ÖAMTC-Cheftechniker erklärt: "Für die Nachrüstung müssen ein SCR-Kat und eine Dosiereinheit sowie ein Tank für AdBlue verbaut werden. Ob das in jedem Fahrzeug platzmäßig und auch im Hinblick auf die fehlerfreie Funktion ohne weiteres möglich ist, ist noch nicht klar."

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Kein Anlass für Diesel-Bashing

Der Test zeigt einmal mehr, dass es kurzfristig möglich ist, die NOx-Problematik bei Dieselfahrzeugen in den Griff zu bekommen. In der Stadt wäre es deutlich effizienter, auf "grüne Wellen" zu setzen, diese bringen laut Studien eine NOx-Reduktion von über 25 Prozent – und dies bei allen Dieselfahrzeugen. Zuletzt haben sich auch Hersteller und Zulieferer wie BMW, Bosch oder VW gegen das aktuelle Diesel-Bashing stark gemacht. Moderne Diesel seien absolut notwendig, um die strengen CO2-Ziele erreichen zu können, so der grundsätzliche Tenor. Volvo hat hingegen unlängst angekündigt, keine neuen Dieselmotoren mehr entwicklen zu wollen.

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