Es geht aufwärts

Europas Automarkt kommt aus dem Tal

Teilen

Zeichen einer Stabilisierung in Deutschland, Spanien und Frankreich.

Der Automarkt in Europa stabilisiert sich langsam. Noch schwankt die Pkw-Nachfrage zwar, aber in Deutschland, Spanien und Frankreich mehrten sich im November die Zeichen, dass die Talsohle durchschritten ist. Bei den deutschen Herstellern läuft die Produktion bereits auf vollen Touren, wie eine aktuelle Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters ergab.

Sonderschichten werden eingelegt, die Weihnachtsferien in einigen Werken verkürzt, was vor allem an der boomenden Nachfrage aus den USA und China liegt. Auf Europa alleine wollen sich die deutschen Autobauer längst nicht mehr verlassen, da die Neuzulassungen hier schon lange stagnieren.

Produktion in Deutschland stagniert
Die Produktion der deutschen Hersteller Volkswagen, BMW und Mercedes in Deutschland selber stagniert bei rund 5,5 Millionen Fahrzeugen. Im Ausland nimmt die Fertigung dagegen zu. Vor allem in Asien und Südamerika ziehen die Autobauer derzeit neue Werke hoch. Der deutsche Verband der Automobilindustrie (VDA) kündigte für 2014 einen Zuwachs der Auslandsproduktion um sechs Prozent auf 9,2 Millionen Fahrzeuge an. "Das stellt Deutschland noch stärker in den Wettbewerb", sagte VDA-Chef Matthias Wissmann bei der Präsentation der Zahlen in Berlin.

Noch deutlicher wurde Ernst & Young: "Der Druck auf die deutschen Standorte dürfte sich also weiter erhöhen - trotz der aktuell guten Auslastung vieler deutscher Werke", schrieb Peter Fuß, Automobilexperte und Partner der Unternehmensberatung. Neue Produktionsstätten und Entwicklungszentren entstünden in China, den USA und anderen dynamisch wachsenden Märkten - nicht aber in Westeuropa und in Deutschland.

Deutschland ist schon länger kein Wachstumsmarkt mehr. 2013 dürften laut VDA hierzulande 2,93 Millionen Fahrzeuge neu auf die Straßen kommen, fünf Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Damit rutscht der deutsche Automarkt auf einen der niedrigsten Stände seit der Wiedervereinigung vor mehr als 20 Jahren.

Im nächsten Jahr erwartet der VDA rund drei Millionen Neuregistrierungen. Die Prognose werde sich aber nur dann erfüllen, "wenn die Rahmenbedingungen stimmen und sich die derzeit erkennbare Erholung fortsetzt", schränkte Wissmann ein. Schon seit Jahren pendelt die Nachfrage in Deutschland um die Marke von drei Millionen Fahrzeugen. Ein stärkerer Anstieg ist nach Meinung von Experten auch in den nächsten Jahren nicht in Sicht, da viele Menschen bereits zwei Wagen haben und neue Autos allenfalls gekauft werden, wenn der alte ausgedient hat.

Nach Meinung von Ernst & Young hat Deutschland weniger mit konjunkturellen Problemen zu kämpfen als mit strukturellen. Obwohl die Rabatte hoch und die Zinsen niedrig seien, die Löhne stiegen und die Beschäftigung auf Rekordstand liege - die Menschen hielten sich beim Autokauf zurück. Dafür gibt es nach Meinung der Fachleute mehrere Gründe. Einer ist sicherlich, dass die Bedeutung eines eigenen fahrbaren Untersatzes generell abnimmt und sich immer Menschen ein Auto teilen, Carsharing-Angebote nutzen, oder wegen Parkplatzmangel und Staus auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen.

Warnung
Die Autohersteller sollten daher nicht den Fehler machen, darauf zu vertrauen, dass die Pkw-Verkäufe in Deutschland wieder das Vorkrisenniveau von durchschnittlich 3,3 Millionen Wagen erreichten, mahnte Ernst & Young. Die Berater gehen zwar davon aus, dass die Pkw-Nachfrage 2014 im niedrigen einstelligen Prozentbereich zulegen wird - von einer echten Erholung sei der Automarkt aber weit entfernt.

Der VDA warnte vor diesem Hintergrund vor weiteren Einschränkungen für die Automobilindustrie. Mit Sorge sehe man, dass auf dem Arbeitsmarkt bewährte und wichtige Instrumente eingeschränkt werden sollten, kritisierte Wissmann. Ohne die von Union und SPD geplanten Regelungen zu Leiharbeit und Werkverträgen zu nennen, sagte der VDA-Chef, die künftige Regierung solle in der Umsetzung des Koalitionsvertrags die Balance zwischen einem Ausbau des Sozialstaates und der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes Deutschland wahren.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.