400-km/h-Geschoss für 2 Mio. Euro

Pininfarina baut ultimativen E-Sportler

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Highend-Stromer "PF0" der Designschmiede soll in unter zwei Sekunden auf Tempo 100 sprinten.

Es soll ein Sportwagen für knapp zwei Millionen Euro werden, der von null auf hundert in weniger als zwei Sekunden beschleunigt - und dabei keinen Tropfen Sprit verbraucht. Ein Elektroauto, gebaut mit italienischem Design und deutschem Know-how, das sowohl Tesla als auch Ferrari Angst einjagen soll. Das versprach Pininfarina am Freitag in München. Ferrari arbeitet derzeit ebenfalls mit Hochdruck  an einem Elektrosportler  und Tesla hat bereits im Vorjahr einen  1.000 PS starken Elektro-Roadster  angekündigt. Wie die offiziellen Skizzen (unten) zeigen, wird sich der Newcomer am Wasserstoffrenner Pininfarina H2 Speed (oben) orientieren, der im Jahr 2016 als Studie vorgestellt wurde.

Der Name Pininfarina bringt bei Autofans die Augen zum strahlen und ist in der Branche eine Legende. Ursprünglich handelt es sich dabei um einen Dienstleister für andere Autobauer wie Ferrari oder auch Peugeot. Seit 1930 entwerfen die Designer aus Turin bekannte Autos wie den Ferrari  Sergio , den Fiat  500 Spiaggina , den Alfa Romeo  Disco Volante , den Maserati Quattroporte, das BMW  7er Coupé  (Studie) oder den Renault Espace. 2015 wird die Firma vom indischen Milliardenkonzern  Mahindra übernommen , dessen Besitzer Anand Mahindra Großes mit dem Namen Pininfarina vorhat.

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Arbeitsname "PF0"

Pininfarina baut ultimativen E-Sportler
© Pininfarina

Im April verkündet Mahindra am Rande der Elektro-Rennserie Formel E in Rom den Start einer neuen Automarke. Kurz darauf enthüllt der neue Chef Michael Perschke, ein ehemaliger Audi-Manager, die Pläne für den Flitzer mit dem Arbeitsnamen "PF0" (PininFarina 0). "Niemand hat bisher ein so schönes und so starkes elektrisches Auto gebaut, wie wir es planen", sagt Perschke der Nachrichtenagentur AFP.

Im August stellte er das Konzept im privaten Rahmen auf einem Schönheitswettbewerb für klassische Autos im kalifornischen Pebble Beach vor. Maximal 150 Stück will Perschke davon produzieren. Reservierungen für das Millionen-Auto gebe es bereits - von Biotech-Investoren, IT-Unternehmern aus dem Silicon Valley und Autosammlern. Die Interessenten bestehen laut Perschke aus zwei Gruppen: "Die Hälfte unserer Kunden hat bereits ein von uns designtes Auto, die andere Hälfte hat bereits ein Elektroauto".

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400 km/h

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© Pininfarina

Bei technischen Angaben halten sich die Entwickler noch zurück. Das Elektro-Hypercar soll auf eine Kohlefaser-Karosserie vertrauen und nicht nur bei der Beschleunigung von 0 auf 100 km/h Maßstäbe setzen. So soll es die 300-km/h-Marke in unter zwölf Sekunden kacken und eine Höchstgeschwindigkeit von rund 400 km/h erreichen. Als Reichweite werden 500 Kilometer in Aussicht gestellt. 2020 soll der PF0 in Serie gehen. Viele seiner Autos sieht Perschke schon im Museum stehen. "Aber einige unserer Kunden meinten bereits, dass sie darin ein Auto für ihren Alltag sehen", sagt Perschke. Denn mit seinem Flitzer zu fahren, sei "sozial korrekt" - wegen des umweltschonenden Elektroantriebs. "Mit einem V12 in die Innenstadt fahren geht vielleicht bald nicht mehr."

Laut Perschke befindet sich die Autobranche wegen des sich ändernden Kundengeschmacks am Scheideweg. "Auf der einen Seite gibt es die Kunden, die einfach nur von A nach B wollen", sagt er. Für die sei das Thema vernetzte Mobilität wichtig. "Die meisten Kunden werden nicht mehr Wert darauf legen, am Lenkrad zu sitzen - außer sie verstehen Autofahren als Lifestyle".

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Statussymbol fürs Wochenende

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© Pininfarina

Diese Leute würden dann überwiegend am Wochenende groß ausfahren, das Auto sei für sie weiterhin Statussymbol. Hersteller müssten sich nun entscheiden: "Will ich ein Premiumauto bauen, das von Freitag bis Sonntag fährt, oder ein Nutzfahrzeug, das man über Carsharing mieten kann?"

Der PF0 soll für Pininfarina nur der Anfang sein. Perschke plant noch drei weitere Modelle, von denen eines im Preis auf unterem sechsstelligen Niveau liegen soll. Damit würde Pininfarina dann auf einem Level mit den hochpreisigen Modellen des E-Auto-Pioniers Tesla liegen.

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Ex-Porsche-Mann und Nick Heidfeld im Team

Um die Entwicklung voranzutreiben, baut Perschke derzeit ein Team aus Spezialisten auf. Neu dabei ist unter anderem Christian Jung, der früher bei Porsche die Elektrifizierung leitete. Als Testfahrer steuert Mahindra den Ex-Formel-1-Piloten Nick Heidfeld bei. Insgesamt arbeiten derzeit gerade mal 35 Menschen für den Autobauer. Die sollen aber vor allem koordinieren, das meiste lässt Pininfarina nämlich von Zulieferern erledigen.

Auf dem Genfer Autosalon im März will Perschke das endgültige Design des Sportwagens vorstellen. Dann könnte er sich vorstellen, weitere strategische Investoren ins Boot zu holen, um zu wachsen. Großen Lärm um sein Auto will Perschke aber nicht machen: "Wir sind eine Marke für Kenner, wir müssen nicht laut sein", sagt er.

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