Hiobsbotschaft für Besitzer

Aktuelle Dieselautos könnten bald stillstehen

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Da bei Adblue eine Versorgungslücke droht, könnten sich viele Fahrzeuge bald nicht mehr starten lassen.

Während die Autohersteller derzeit vor allem unter dem  weltweiten Chipmangel leiden  und deshalb Millionen Neuwagen nicht produzieren können, werden die Autofahrer von den zuletzt  stark gestiegenen Kraftstoffpreisen belastet . Doch nun könnte auf viele Autobesitzer noch ein weiteres Problem zukommen. Konkret geht es dabei um all jene, die einen Diesel-Pkw besitzen, bei dem zur Abgasreinigung von Stickoxiden die Harnstofflösung Adblue eingesetzt wird. Bei leerem Adblue-Tank kann das Auto nicht mehr gestartet werden. Und darin liegt das Problem.

AdBlue wird knapp und teuer

Denn die stark gestiegenen Gas-Preise wirken sich negativ auf die Herstellung von AdBlue aus. Einige Erzeuger haben die Produktion eingestellt oder dies bereits angekündigt. Zur Herstellung der Harnstofflösung wird Ammoniak benötigt. Die Ammoniak-Produktion erfordert wiederum große Mengen an Erdgas. Das hat die Adblue-Preise in den letzten Wochen stark einsteigen lassen. Nun könnte es sogar zu Engpässen kommen. Denn nicht nur moderne Dieselautos verfügen über SCR-Kats inklusive Adblue-Einspritzung sondern auch Lkw und Busse. Da diese enorme Kilometerleistungen aufweisen, verbrauchen sie natürlich auch viel AdBlue.

Experte schlägt Alarm

Ein heimischer Experte schlug bereits im Oktober Alarm. Ohne den Diesel-Schadstoffreiniger müssten LKW in den Notbetrieb – es könne zu erheblichen Transportverzögerungen kommen. „Das Resultat sind Versorgungsengpässe in vielerlei Bereichen. Wir brauchen dringend eine europäische Lösung“, so Andreas Obereder, Geschäftsführer der Obereder GmbH, in einer Aussendung. Die Firma ist laut eigenen Angaben der größte AdBlue-Produzent in Österreich. Die 500.000 Liter pro Monat sind aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Das jährlich benötigte Volumen in Österreich beläuft sich auf geschätzte 120.000.000 Liter. Das Zurückfahren der Produktion in vielen Ländern und die hohen Erdgaspreise hätten die Preise für AdBlue bereits nach oben schnellen lassen. Obereder spricht von einer Verdoppelung seit Jahresbeginn.

Versorgung in Gefahr

Wahre Hamsterkäufe von Diesel-Schadstoffreiniger hätten schon eingesetzt. „Das Resultat davon sind äußerst fragile Lieferketten. Das betrifft natürlich auch Österreich und Deutschland. Gäbe es nun noch einen ungeplanten Produktionsstopp bei einem Großhersteller, läge die Versorgung voll und ganz auf Eis“, warnt Obereder. Sollte es tatsächlich soweit kommen, wären davon natürlich auch alle Besitzer von Diesel-Pkw mit SCR-Kat betroffen.

Das rät der ADAC

Auch der deutsche Autofahrclub ADAC (Partnerclub des ÖAMTC) sieht die Lage mittlerweile angespannt. Hier rechnet man zunächst einmal mit einem deutlichen Preisanstieg, den die Autofahrer bald spüren würden. Experten des Autofahrerclubs raten Besitzern betroffener Dieselfahrzeuge, abhängig vom Verbrauch abzuwägen, ob sich ein Vorrat an AdBlue für sie lohne oder nicht. Letztendlich hänge dies vom Verbrauch des jeweiligen Fahrzeugs und der Fahrstrecke des Einzelnen ab. Der AdBlue-Verbrauch liege bei etwa drei bis fünf Prozent des Kraftstoffverbrauchs. Für Vielfahrer könne sich möglicherweise ein AdBlue-Vorrat rentieren. Bevor eine Verknappung tatsächlich eintritt und viele Dieselfahrer ohne AdBlue nicht mehr mit ihren Fahrzeugen fahren können, müsse die Industrie auch bei hohen Gaspreisen eine Versorgung mit AdBlue sicherstellen, so der ADAC.

Warnung vor stillstehenden Fahrzeugen

Obereder sieht die Situation – zumindest im Frachtbereich – deutlich angespannter. „Alle bestehenden Großhersteller haben ihre Ware kontingentiert, einige haben die Erzeugung aber auch komplett eingestellt. Zusätzlich häufen sich Anfragen aus dem Ausland massiv und drücken weiter auf die Verfügbarkeit von AdBlue“, schildert der heimische Experte. „Durch all das entsteht ein bedenklicher Mangel, der sich im Osten und Süden Europas bereits bemerkbar macht. Schlimmstenfalls stehen LKW still. Wir wollen keine Panik schüren, jedoch ist es höchst an der Zeit, dieses Problem zu lösen – und zwar aus gesamteuropäischer Sicht“. Dem dürften alle Besitzer betroffener Dieselautos vollumfänglich zustimmen.

  

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