Aktueller SUV-Crashtest

BMW X1, Tiguan, Q5, Sorento & Co im Crashtest

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Der BMW X1 präsentierte sich als Musterschüler - der Audi Q5 schnitt schlechter ab als sein großer Bruder Audi Q7.

Fußgänger und Radfahrer haben keine Knautschzone. Wenn sie in einen Unfall verwickelt sind, tragen sie oft schwere, in manchen Fällen tödliche Verletzungen davon. Im Jahr 2009 waren in Österreich 630 Verkehrstote zu beklagen, 103 davon waren Fußgänger, 39 Radfahrer (Quelle: Statistik Austria). Häufig bei verunfallten Fußgängern sind Bein- und Kopfverletzungen, wobei die Verletzungschwere bei Kopfverletzungen am höchsten ist. In diesem Zusammenhang wird öfters auch die Fußgängersicherheit von Autos in Frage gestellt. "Besonders kritisiert werden Fahrzeuge mit aggressiven Fahrzeugfronten, beispielsweise Geländewagen", sagt ÖAMTC-Cheftechniker Max Lang. Nun ist der Hype um diese großen Fahrzeuge im Zuge von CO2-Diskussion und Spritpreis zwar abgeflaut. Kompakte SUV-Modelle werden aber von fast allen Autoherstellern angeboten, sie sind kleiner, sparsamer und teils sogar nur mit 2-Rad-Antrieb ausgestattet. 

Bilder: ÖAMTC

 Aktuelle Crashtest-Ergebnisse
Der heimische Autofahrerclub ÖAMTC hat nun getestet, was diese neue Generation SUV-Generation in Sachen Fußgängerschutz im Vergleich zu den "Dinosauriern" der alten Generation zu bieten hat.
Zum Test traten an: BMW X1, Mercedes GLK, VW Tiguan, KIA New Sorento und Audi Q5.
Fazit: "Es hat sich einiges zum Positiven bewegt", sagt der Experte vorweg. "Bis auf Audi haben alle Hersteller ihre Hausaufgaben gemacht." Besonders positiv fällt die Entwicklung bei BMW auf. "Die Bayern zeigen Verantwortung und haben sehr viel in die passive Fußgänger-Sicherheit investiert", sagt Lang. Nur der Audi Q5 schneidet dabei im Test schlechter ab als sein großer Bruder Q7 beim Test im Jahr 2006.

 Eindeutige Fortschritte
Am deutlichsten wird die positive Entwicklung bei der passiven Fußgänger-Sicherheit, wenn man den schlechtesten bisher getesteten Geländegängigen mit dem aktuell besten SUV vergleicht. Jeep Grand Cherokee und Hyundai Santa Fe erreichten beim Test im Jahr 2005 bzw. 2006 keinen einzigen Punkt. Der BMW X1 erreichte im aktuellen Test 23 von 36 möglichen Punkten und wird somit mit "gut" beurteilt. "Vergleiche wie dieser sind bei der Fußgängersicherheit deshalb möglich, weil bei den Euro NCAP-Crashtests seit Jahren nach den gleichen Kriterien beurteilt wird", erklärt der Techniker. Für den Fußgängerschutz-Test werden Dummys in Bein-, Hüft-
und Kopfhöhe von einem Fahrzeug mit jeweils 40 km/h angefahren, die aufgezeichneten Belastungswerte werden ausgewertet. Damit wird sichtbar, wie sich Scheibenrahmen, A-Säule und Form der Haubenvorderkante eines Wagens bei einem Unfall auf die Fußgängersicherheit auswirken bzw. welche Verletzungsmuster sie erzeugen.
 

Die Ergebnisse im Detail – Vergleich neu gegen alt
Im neuen Crashtest hat der BMW X1 (Baujahr 2009) mit 23 Punkten bei der Fußgängersicherheit am meisten überzeugt. Damit besteht der BMW X1 nicht nur die neuen Forderungen im Verbraucherschutzprogramm. Er schneidet sogar besser ab als die meisten Mittel- oder Kompaktklasse-Pkw. Die konstruktiven Maßnahmen zur Verbesserung der Fußgängerfreundlichkeit sind oft sogar optisch oder haptisch zu erkennen: Die vorderste Kante ist aus Kunststoff, die Motorhaube gibt bei Druck nach, die Autofront ist zur Dämpfung Kunststoff geschäumt etc. "Da zeigt sich, wie viel Verbesserungspotenzial in einem Auto stecken kann. Das sollte auch für andere Fabrikate ein Ansporn sein", sagt der Experte. Der BMW X3, Baujahr 2004, hingegen hat mit 5 Punkten bei seinem Test ein eher schwaches Ergebnis eingefahren.

 
Auch Mercedes hat von der M-Klasse (2008, nur 6 Punkte) einen großen Schritt nach vorne zum GLK (2009, 16 Punkte) gemacht. "Der GLK wirkt zwar kantiger und aggressiver als die M-Klasse, aber seine Strukturen sind nachgiebiger", erklärt der Techniker.

 
Der sehr beliebte VW Tiguan erreicht in der Fußgängerschutz-Prüfung 17 Punkte, während der Touareg im Testverfahren 2004 nur 7 Punkte erringen konnte.

 
Auch der neue KIA Sorento bringt mit 16 Punkten ein ordentliches Ergebnis. Der alte Sorento brachte es 2003 auf nur 3 Punkte. Der aktuelle Sorento hat keinen schweren Leiterrahmen-Aufbau mehr, sondern eine Pkw-typische, selbsttragende Karosserie.

 
Der Audi Q5 (12 Punkte) liefert im Vergleich zum größeren Q7 (2006, 15 Punkte) als einziger der aktuell getesteten SUV kein überzeugendes Ergebnis. "Das ist umso erstaunlicher, als der neue Q5 unter 2,5 Tonnen wiegt und somit die gesetzlichen Anforderungen des Fußgängerschutzes erfüllen muss", merkt der ÖAMTC-Techniker an. 

Investition in den Fußgängerschutz ist auch weiterhin wichtig
Um Beine und Kopf der Radfahrer und Fußgänger im Unfallgeschehen bestmöglich zu schützen, liegt das Hauptaugenmerk des passiven Schutzes auf diesen beiden Körperregionen. "Dazu fanden auch die deutlichsten Verbesserungen statt", sagt der Cheftechniker. Wichtige konstruktive Maßnahmen sind beispielsweise: energieabsorbierende Materialien unter den Stoßfängern, energieabsorbierende Motorhauben, ausreichend Platz unter der Motorhaube, dass diese nachgeben kann, weiche Scheibenrahmen (besonders zum Kopfschutz wichtig) sowie Abstützfunktionen für die Beine des Fußgängers. 

Die beim aktuellen Test geprüften Modelle haben diese Anforderungen schon zu großen Teilen berücksichtigt. Aber: "Auch ältere Modelle, die weiterhin produziert werden, müssen in diese Richtung nachgearbeitet werden", fordert der ÖAMTC-Experte abschließend.
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