Machtkampf beendet

Herbert Diess bleibt VW-Konzernchef

Teilen

Volkswagen-Aufsichtsrat hat Vorstandsumbau beschlossen und hält am Österreicher fest.

Die Gerüchte um eine mögliche  Ablöse von Herbert Diess als Volkswagen-Konzernchef  habe sich (vorerst) nicht bestätigt. Der Der Aufsichtsrat von Europas größtem Autobauer hat nach wochenlangem Machtkampf mit dem Betriebsrat einen Vorstandsumbau beschlossen. Nach wochenlangem Machtkampf zwischen Diess und dem einflussreichen VW-Betriebsrat beschloss der Aufsichtsrat am Donnerstag einen Vorstandsumbau.

Demnach rückt VW-Markenchef Ralf Brandstätter mit Jahresanfang in den Konzernvorstand auf und übernimmt das neue Ressort   " Volkswagen Pkw ", wie der Konzern am Donnerstag im Anschluss an einem Aufsichtsratssitzung mitteilte. Der aus Österreich stammende Konzernchef  Diess  soll im kommenden Jahr die Leitung des wichtigen China-Geschäfts an Brandstätter abgeben, behält aber die Verantwortung für die Volumenmarken und wird oberster Chef der Software-Tochter Cariad. VW begründete die Personalien damit, dass der Vorstand für die nächste Phase der Umstellung auf E-Autos personell verstärkt werden müsse.

Für Diess hätte es schlimmer kommen können

Diess hatte nach einem vorangegangenen Streit schon die Führung der Kernmarke VW abgeben müssen. Er büßt jetzt nicht ganz so viel an Einfluss ein, wie diskutiert wurde. Denn Insidern zufolge war im Gespräch, dass Brandstätter als neuer starker Mann im Konzernvorstand auch die Verantwortung für die Volumenmarken übernimmt. Als Nachfolger Brandstätters soll im August außerdem Thomas Schäfer, zurzeit Chef der tschechischen Marke Skoda, in den Konzernvorstand aufrücken.

Der Aufsichtsrat segnete außerdem ein knapp 160 Milliarden Euro schweres Budget für die kommenden fünf Jahre ab, mit dem Diess den Umbau von Volkswagen zu einem Technologieanbieter nach dem Vorbild des US-Elektroautobauers Tesla beschleunigen kann. In dem Investitionsplan für die Jahre 2022 bis 2026 machen Zukunftsinvestitionen, in erster Linie für Elektromobilität und Digitalisierung, mit 89 Milliarden Euro erstmals den größten Anteil der Gesamtinvestitionen von 159 Milliarden Euro aus. Volkswagen peilt an, dass im Jahr 2026 jedes vierte verkaufte Fahrzeug einen batterie-elektrischen Antrieb hat.

Neue Köpfe im Vorstand

Analysten äußerten sich erleichtert, dass der wochenlange Machtkampf zwischen Konzernchef und Betriebsrat damit beigelegt sein könnte. "In so einem gigantischen Konzern ist es wichtig, dass sich der CEO auf die Strategie konzentriert", sagte Jürgen Pieper, Autoexperte von der Privatbank Metzler. Andererseits sei Diess für den gewaltigen Umschwung zu Elektromobilität gestanden. Ohne operative Verantwortung sei es nicht sicher, ob er hier noch als Motor wirken könne. "Das Wichtigste ist, dass jetzt Schluss ist mit dem permanenten Stühlerücken", sagte Arndt Ellinghorst von Bernstein Research. Das Management müsse die Beschäftigten mitnehmen, um effizient zu arbeiten. "Ständig die Vorstände zu wechseln ist Gift für die Unternehmenskultur und die Transformation des Konzerns."

Neu in das Spitzengremium rücken mit 1. Februar auch Hauke Stars als Vorständin für das neu geschaffene Ressort für IT und Organisation und die Audi-Managerin Hildegard Wortmann für den Vertrieb ein. Damit steigt die Zahl der Mitglieder auf elf. Chefjustiziar Manfred Döss übernimmt das Ressort für Integrität und Recht von der scheidenden Vorständin Hiltrud Werner. Personalvorstand Gunnar Kilian erhält einen neuen Vertrag.

Zoff mit Betriebsrat

Diess hatte den Betriebsrat Ende September durch Überlegungen über einen möglichen Abbau von zehntausenden Arbeitsplätzen gegen sich aufgebracht. Auch das mit 20 Prozent am Autobauer beteiligte Land Niedersachsen war entsetzt. Erst im Juli hatten die Eigner den Vertrag von Diess vorzeitig bis 2025 verlängert und seinen Kurs bestätigt, die Transformation zu einem Technologieanbieter nach dem Vorbild des US-Elektroautobauers Tesla zu beschleunigen.

Ein Kernpunkt des Zwists ist Diess' Drängen, das Stammwerk Wolfsburg schneller zu modernisieren. Einschließlich Verwaltung und Entwicklung arbeiten dort mehr als 60.000 Menschen für Volkswagen. Es ist die Machtbasis der IG Metall. Das erklärt auch die Härte, mit der Konflikte ausgetragen werden. "Mit den jüngsten Personalentscheidungen, die der Aufsichtsrat heute kommuniziert hat, soll nun wieder mehr Ruhe einkehren", erklärte Betriebsratschefin Cavallo in einem Brief an die Beschäftigten. Volkswagen habe zuletzt in der Öffentlichkeit kein gutes Bild abgegeben.
 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.