Quantität vor Qualität?

Mehr Auto-Rückrufe als Verkäufe

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In diesem Jahr wurden so viele Autos zurückgerufen wie noch nie.

Die Rückrufaktionen der Autohersteller haben in diesem Jahr ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreicht. In den ersten 6 Monaten 2014 wurden allein auf dem US-Markt mit 37,2 Millionen Pkw schon mehr Fahrzeuge in die Werkstätten zurückbeordert als in den beiden Vorjahren zusammen.

Das ergab eine am Donnerstag veröffentlichte Studie des Forschungsinstituts Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach. "Damit markiert das Jahr 2014 bereits zur Halbzeit das größte Rückrufvolumen aller Zeiten", hieß es in der Studie.

Unglaubliche Quoten
Die Rückrufquote lag bei 455 Prozent, das heißt die Hersteller riefen viereinhalb Mal soviele Autos zurück wie sie im gleichen Zeitraum in den USA verkauften. Im Vorjahr hatte dieser Wert noch bei 142 Prozent gelegen.

Absoluter Spitzenreiter war General Motors mit einer Rückrufquote von 1.668 Prozent. In 37 Rückrufaktionen ließ GM im ersten Halbjahr rund 25 Millionen Autos in den USA überprüfen, vor allem wegen Problemen mit dem Zündmechanismus, die mit mehreren tödlichen Verkehrsunfällen in Verbindung gebracht werden. Erst am Mittwoch beorderte GM erneut 717.950 Fahrzeuge wegen Schwierigkeiten mit der Halterung der Vordersitze und der Servolenkung zurück.

Auf Platz zwei der Negativ-Statistik liegt Toyota mit einer Rückrufquote von 379 Prozent, auf Platz drei der Elektrofahrzeughersteller Tesla mit 321 Prozent. Die deutschen Konzerne Daimler (151 Prozent), BMW (89 Prozent) und VW (61 Prozent) schnitten besser ab.

Wachstum wichtiger als Qualität?
"Die Analyse der globalen Hersteller zeigt, dass insbesondere hohe Wachstumsziele die Hersteller dazu verleiten können, die Qualitätsanforderungen zu vernachlässigen", erklärte Institutsdirektor Stefan Bratzel. In den vergangenen Jahren sei die technische Komplexität und damit auch die Fehleranfälligkeit gestiegen, begründet der Experte die Explosion von Rückrufen. Außerdem müssten die Konzerne immer schneller neue Entwicklungen präsentieren, gleichzeitig aber Kosten sparen. Beides schade der Qualitätssicherung.

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