Streik in Maranello

Krise belastet auch Ferrari

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Belegschaft in Maranello will die Streichung von 270 Arbeitsplätzen nich hinnehmen. Das kratzt am Image des beliebtesten Arbeitgebers Europas.

Seit Jahren hat der italienische Sportwagenkonzern Ferrari die Spitzenposition im Ranking der besonders beliebten Arbeitgeber in Europa für sich gepachtet. Im Konzern verbinden sich Handwerkergenauigkeit mit hoher Technologie und freundlichem Arbeitsumfeld. Doch die Krise hat auch im Werk in Maranello das Klima getrübt.
 

Inakzeptabler Tausch
Am Dienstag (11. Mai) trat die Belegschaft unerwartet vier Stunden lang in Streik, um gegen einen Rationalisierungsplan zu protestieren, der die Streichung von 270 Jobs vorsieht, berichtete die römische Tageszeitung "Il Messaggero". Um die Zustimmung der Gewerkschaften zum Rationalisierungspaket zu erhalten, hat sich Ferrari bereit erklärt, den Mitarbeitern Produktionsprämien zu zahlen.
 
"Uns ist ein inakzeptabler Tausch vorgeschlagen worden, deswegen haben wir gestreikt. Das Unternehmen will uns Prämien nur garantieren, wenn wir dem Generationswechsel unter den Mitarbeitern zustimmen und zulassen, dass Ferrari stärker auf Produktionsauslagerung setzt", sagte Gewerkschaftssprecher Claudio Mattiello.
 Auf die Produktion des Nachfolgers vom F430 - den F458 Italia - hatte der "Kurz-Streik" keine Auswirkungen.

Hersteller kontert

Ferrari entgegnet, dass ein Teil der Produktionsprämien den Mitarbeitern bereits im vergangenen Jahr gezahlt worden sei. Der zweite Teil sei nicht gezahlt worden, weil im vergangenen Jahr die Unternehmensziele wegen der Krise weder vom industriellen noch vom sportlichen Standpunkt erreicht worden seien. Ferrari sei jedoch bereit, den Mitarbeitern entgegenzukommen, wenn verschiedene Aspekte in einem größeren Kontext berücksichtigt werden.
 
Laut Ferrari müssen nicht-strategische Aktivitäten ausgelagert werden, damit sich das Unternehmen auf das Kerngeschäft - die Entwicklung neuer Produkte, technologische Innovation und Kundenbetreuung - konzentrieren könne. Der Plan sieht die Auslagerung nicht-strategischer Bereiche auf Firmen in der Umgebung von Maranello vor. Damit werde auf lokaler Ebene die Beschäftigung in Zeiten der Krise garantiert, meinte der Konzern.
 

Ferrari muss flexibler werden

Ferrari will künftig verstärkt auf Flexibilität setzen, um neue Märkte zu gewinnen. "In vielen neuen Märkten wollen die Kunden nicht ein Jahr warten, um einen Ferrari zu bekommen. Die Modelle unserer Konkurrenten sind oft sofort lieferbar, daher müssen wir die Produktion beschleunigen", sagte ein Unternehmenssprecher.
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