Tesla-Chef: "Produktionshölle"

So schlimm steht es wirklich um Teslas Model 3

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Der Einstieg in den Massenmarkt gestaltet sich mehr als holprig.

"Wir stecken tief in der Produktionshölle", hatte Tesla-Chef Elon Musk bereits im Oktober gewarnt. Mit einem finanziellen Kraftakt versucht der Elektroauto-Pionier die Massenfertigung seines ersten Mittelklassewagens Model 3auf die Beine zu stellen - dabei gibt es aber, wie berichtet, einige Probleme. Dass das Mammut-Projekt teuer und schwierig würde, war immer klar, aber die sehr hohen Kosten überraschen nun doch. In der Vorwoche musste Musk seinen Anlegern den höchsten Fehlbetrag, den Tesla bis jetzt in einem Quartal gemacht hat, beichten.

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Für zusätzliche Nervosität sorgt: Trotz der immensen Investitionen und der überraschend hohen Verluste bleibt unklar, ob und wann Tesla die Startschwierigkeiten bei der Produktion des Model 3 in den Griff bekommt. Musk musste eingestehen, dass seine Fertigungsziele nicht einzuhalten sind. Statt Ende des Jahres sollen nun erst spät im ersten Quartal 5.000 Fahrzeuge pro Woche vom Band laufen. Wenn alles gut läuft, im März 2018.

Musk will nun Optimismus versprühen

Mit lediglich 260 hergestellten Model 3 verfehlte Tesla seine Ziele im dritten Quartal massiv. Im Brief an die Aktionäre hieß es, der Anlauf der Massenproduktion sei eine Herausforderung, die Fertigung werde aber stetig erhöht. "Wir machen weiter Fortschritte, die anfänglichen Engpässe zu lösen". Es sei aber schwer, vorauszusagen, wie lange es dauern werde, die Probleme zu bewältigen, so Musk.

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Dennoch bemüht sich der Tech-Milliardär um Optimismus. "Ich war wirklich deprimiert vor drei oder vier Wochen", räumte Musk zwar ein. Doch: "Nun habe ich wieder einen klaren Weg zur Sonne vor Augen." Seinen Kritikern hielt Musk entgegen, dass die 2003 gegründete Firma die Auslieferungen in den letzten fünf Jahren von 2.500 auf 250.000 Autos erhöht habe. Die "Skeptiker da draußen" frage er, wer von ihnen das habe kommen sehen. "Ich nehme an keiner."

Experten zeigten sich von den Aussagen dennoch wenig beeindruckt. Nicht nur die Entwicklung beim Model 3 sei enttäuschend, sagte etwa Efraim Levy vom Analysehaus CFRA im US-Finanzsender CNBC. "Auch beim Model S und Model X fielen die Zahlen geringer aus als angenommen." Vor allem die Gewinnspannen seien ernüchternd. Die beiden etablierten Premium-Modelle, häufig über 100.000 Dollar teuer, trieben bisher das Wachstum von Tesla. Die Zukunft gehört jedoch dem in den USA ab 35.000 Dollar (ohne Steuern) erhältlichen Model 3, das dem E-Antrieb den Weg in den Mainstream ebnen soll.

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Etablierte Hersteller skeptisch

Nicht zuletzt wegen der großen Versprechen vom Tesla-Chef sind die Erwartungen an Teslas erstes Mittelklasse-E-Auto riesig. Über 500.000 Vorbestellungen gibt es. Während Tesla sich als Tech-Innovator der Autowelt an der Börse zum Superstar entwickelte, wird der Senkrechtstarter aus dem Silicon Valley von Konkurrenten mit einiger Skepsis beäugt. So sprach Volkswagen-Chef Matthias Müller kürzlich bei einer Diskussionsrunde von "Ankündigungsweltmeistern", die mit Mühe 80.000 Autos pro Jahr verkauften, pro Quartal einen dreistelligen Millionenbetrag vernichteten und "Mitarbeiter rausschmeißen, wie sie lustig sind".

Tatsächlich hatte Tesla im Zuge der jüngsten Probleme auf einen Schlag 700 Angestellte wegen zu schwacher Leistungen gefeuert , wie Musk bestätigte. VW-Boss Müller zweifelt deshalb an der "Sozialkompetenz" des Wettbewerbers. Es gibt allerdings auch viel Respekt in der Industrie für Tesla. Daimler-Chef Dieter Zetsche etwa lobte, Musk habe die E-Mobilität vom "Müsli-Image" befreit und für "Power und Begeisterung" gesorgt. Das sei der richtige Weg.

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